Drei Personen drehen sich um eine Weltkugel
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Gesellschaft
Ethikprofessor formuliert Thesen zur Verantwortung von Hochschulen

Die Corona-Pandemie wirft Fragen zu Aufgaben von Hochschulen und Wissenschaft auf, meint Christoph Stückelberger. Zehn ethische Thesen.

13.04.2020

Universitäten sollten trotz der plötzlichen und einschneidenden Veränderungen durch das Coronavirus Sars-CoV-2 an ihren Grundwerten und ihrer ethischen Verantwortung festhalten. Nur so können sie ihre Glaubwürdigkeit wahren. Das fordert der Ethikprofessor an der Universität Basel, Christoph Stückelberger, in einem Beitrag für das internationale Online-Portal "University World News". Darin formuliert der Gründer des Ethiknetzwerks "Globethics" zehn Thesen, die er für die Weiterentwicklung von Hochschulen für wichtig hält.

Stückelberger schreibt zum Beispiel, dass Hochschulleitungen weltweit trotz finanzieller Engpässe nicht bestechlich werden dürften. Ihr Bildungsauftrag müsse über politischen oder wirtschaftlichen Interessen stehen. Auch solle die Chancengleichheit so gut wie möglich gewahrt werden. Dabei bezieht sich Stückelberger unter anderem darauf, dass die Online-Lehre vor allem Studierende in Entwicklungsländern weiter benachteiligen könne, die technisch schlechter ausgestattet seien als andere. Viele werde die Corona-Pandemie außerdem in finanzielle Schwierigkeiten drängen, wofür die Hochschulen ethisch vertretbare Lösungen bräuchten.

Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken dürften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nachgeben, sondern müssten weiter nüchtern die Fakten prüfen und diese den Theorien entgegenstellen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen zu Unrecht verurteilt würden, zum Beispiel, das Virus bewusst gestreut zu haben.

Ethiker: Bei Klimawandel fehlt Entschlossenheit

Stückelberger fordert außerdem eine Diskussion über die richtige Balance zwischen Globalisierung und Regionalisierung – auch in der Wissenschaft. Diese lebten vom internationalen Austausch und der globalen Vernetzung und Zusammenarbeit in der Forschung. Gleichzeitig zeigten derzeit die Effekte der Corona-Pandemie in der Wirtschaft, wie wichtig auch lokale und regionale Stärke seien.

Der unterschiedliche Umgang der Menschen mit der plötzlich veränderten Situation, der Arbeit im Homeoffice und sozialer Isolation zeige weiter, wie wichtig es sei, dass Hochschulen an der mentalen Stärke von Studierenden und Beschäftigten arbeiteten. Die Entwicklung der Persönlichkeit und das Vertrauen in die eigene Person seien ebenso wichtig wie die akademische Bildung. 

In einer abschließenden These schreibt Stückelberger, dass die Solidarität und der Aktionismus in der Corona-Pandemie vorbildhaft seien. Beides brauche man auch im Umgang mit anderen gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel.

kas