

Antisemitismusvorwürfe
FU duldet Hörsaalbesetzung für Online-Vortrag von Albanese
***Update vom 20. Februar***
An der Freien Universität (FU) Berlin haben am 19. Februar rund 40 Personen einen Hörsaal besetzt, um von dort die Live-Übertragung des Vortrags von Francesca Albanese sehen zu können, berichtet der "Tagesspiegel". Der Präsenzvortrag war zuvor seitens der FU abgesagt worden. Die Hörsaalbesetzung sei von der Hochschulleitung unter der Bedingung geduldet worden, den Saal anschließend zu einer vorgegebenen Frist zu verlassen. Die 40 Personen seien dem nachgekommen und hätten sich in die Räumlichkeiten des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) zurückgezogen.
Der Asta hatte im Vorfeld die Absage der Veranstaltung in einer Pressemitteilung scharf kritisiert als "Einschränkung von Wissenschaft- und Meinungsfreiheit, indem diesem Thema keinen Platz für wissenschaftlichen Austausch und Diskussion" gegeben werde.
Albanese hat in ihrem Vortrag davor gewarnt, die Freiheit der Wissenschaft einzuschränken, meldet "Zeit online". Universitäten seien Orte, an denen man sich auch darauf einigen könne, sich nicht einig zu sein. Ines Schwerdtner, Vorsitzende der Partei "Die Linke", hat auf der Social-Media-Plattform "X" am Mittwochvormittag die Absage des FU-Vortrags von Albanese als "zutiefst verstörend" bezeichnet und angemahnt, es müsse möglich sein, offen über Menschenrechtsverletzungen im Gazastreifen zu sprechen.
***Stand vom 13. Februar***
FU will Vortrag von Francesca Albanese nicht in Präsenz
Die Freie Universität (FU) Berlin hat entschieden, die für den 19. Februar geplante Veranstaltung mit UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese nicht in Präsenz abzuhalten, teilt die Deutsche Presseagentur (dpa) mit. Das Präsidium habe den organisierenden Professoren angeboten, den Vortrag online abzuhalten, wie es in einer Mitteilung hieß.
Albanese ist Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates für die besetzten palästinensischen Gebiete. Die Hochschule begründete die Entscheidung mit "der aktuellen Polarisierung und der nicht kalkulierbaren Sicherheitslage". Die Veranstaltung trägt den Titel "Bedingungen eines Lebens, das zerstört werden soll. Rechtliche und forensische Perspektiven auf den laufenden Gaza-Genozid" ("Conditions of Life Calculated to Destroy. Legal and Forensic Perspectives on the Ongoing Gaza Genocide").
Wegner drängte zur Absage
Der regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte die FU am Dienstag zu einer Absage gedrängt. Auch vom CDU-Wissenschaftsexperten Adrian Grasse, von der deutsch-israelischen Gesellschaft und vom deutsch-jüdischen Verein "Werteinitiative" kam Kritik. Diese zielte zum Teil auch auf den zweiten angekündigten Teilnehmer, den israelischen Architekten Eyal Weizman, Professor für räumliche und visuelle Kulturen und Direktor für forensische Architektur am Goldsmiths, einem College der University of London.
Albanese ist seit 2022 Sonderberichterstatterin und hat mit Äußerungen zum Vorgehen Israels im Gazastreifen und den besetzten Gebieten mehrfach scharfe Kritik und den Vorwurf des Antisemitismus auf sich gezogen. Das gilt auch für Weizman, Gründer des Projekts Forensic Architecture, das das israelische Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord bezeichnet.
FU-Präsident verteidigt Wissenschaftsfreiheit
FU-Präsident Günter M. Ziegler verteidigte der dpa zufolge die Wissenschaftsfreiheit: "Wo, wenn nicht an einer Universität, können kontroverse Debatten geführt, Standpunkte gehört und wissenschaftlich eingeordnet werden. Wissenschaftsfreiheit ist ein grundgesetzlich geschütztes Gut, welches man nicht hoch genug bewerten kann. Politische und öffentliche Einflussnahme und zunehmende Polarisierung schaden der Wissenschaft."
Gleichzeitig müssten Hochschulen aus Sicht der Universität sicherstellen, dass wissenschaftliche Veranstaltungen in einem Rahmen stattfänden, der einen sachlichen Austausch ermögliche.
dpa/cva