Symbolische Darstellung des Klimawandels: Ein Baum in einem Glaskolben vor grünem Hintergrund.
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Klimawandel
Globaler Treibhausgas-Ausstoß kündigt neuen Höchstwert an

Das gesamte Emissions-Budget reicht nicht mehr lange, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. Der aktuelle Trend ist alarmierend.

04.11.2021

Der globale Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas dürfte nach dem Rückgang 2020 durch die Corona-Pandemie im Jahr 2021 wieder annähernd das Vor-Krisen-Niveau erreichen. Wenn derzeitige Trends sich fortsetzen und auch Straßen- und Flugverkehr zum alten Niveau zurückkehren, könnte es ungeachtet aller Klimaschutzversprechen im Jahr 2022 sogar einen neuen Höchstwert geben, wie aus der neuen Analyse des Forschungsverbundes «Global Carbon Project» unter Leitung der Universitäten von Exeter in Großbritannien und Stanford in den USA hervorgeht.

Tatsächlich müsste der gesamte CO2-Ausstoß aber jedes Jahr um 1,4 Milliarden Tonnen sinken, um das Ziel von netto null Kohlendioxidemissionen bis 2050 zu erreichen. Im Corona-Jahr waren es minus 1,9 Milliarden Tonnen. Von der Erreichung des Ziels sei die Welt nun aber weit entfernt.

Um eine 50-prozentige Chance zu haben, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur wie angestrebt auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, dürften insgesamt künftig nur noch 420 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Dieses Budget wäre bei einem Ausstoß wie 2021 in etwa elf Jahren aufgebraucht.

Die fossilen CO2-Emissionen dürften in diesem Jahr nach den Berechnungen bei 36,4 Milliarden Tonnen liegen. Das sind etwa 4,9 Prozent mehr als 2020 und es ist fast so viel wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019 (36,7 Milliarden Tonnen nach aktuellsten Zahlen). 2020 sei der Umfang durch den vorübergehenden Rückgang von Industrie, Flug- und anderem Verkehr um rund 5,4 Prozent gesunken. Dazu gibt es verschiedene Schätzungen. Die Weltwetterorganisation WMO spricht von 5,6 Prozent Rückgang.

Woher kommen die Emissionen?

CO2-Emissionen kommen außer aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas etwa auch aus der Waldvernichtung. Gleichzeitig nehmen Wälder aber viel CO2 auf. Netto betragen diese CO2-Emissionen nur rund ein Zehntel der fossilen Emissionen.

Getrieben wurde der Anstieg fossiler Emissionen in diesem Jahr nach dem Bericht vor allem durch die wachsende Nutzung von Kohle in China. Auch in anderen Ländern, darunter Indien, werde der wachsende Energiebedarf weiter durch fossile Energie gedeckt. Dagegen setze sich der mehrjährige Trend mit sinkendem CO2-Ausstoß in den USA und der EU fort. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei 2020 ungebrochen gewesen.

Die Entwicklung bei den vier größten Treibhausgasverursachern im Vergleich zu 2019: Berechnet nach den vorläufigen Daten bis Ende Oktober, steigen die fossilen Emissionen in China und Indien in diesem Jahr, in den USA und der EU sinken sie. In China, dem größten Treibhausgasverursacher, dürften es plus 5,5 Prozent gegenüber 2019 sein. In Indien, dem viertgrößten Verursacher, plus 4,4 Prozent. In den USA wird minus 3,7 Prozent gegenüber 2019 erwartet, in der EU minus 4,2 Prozent. In Deutschland lagen die Emissionen 2020 nach diesem Bericht 9,7 Prozent unter denen von 2019. Eine einzelne Prognose für den deutschen Anstieg 2021 gibt es nicht.

Den Abwärtstrend im Treibhausgasausstoß in den USA und der EU gibt es bereits seit rund 15 Jahren, während es in China seit etwa 20 Jahren steil nach oben geht. China war im vergangenen Jahr für 31 Prozent der fossilen Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, wie am Donnerstag aus Berechnungen des Forschungsverbundes "Global Carbon Projects" hervorgeht. China hatte die Corona-Pandemie mit strengen Maßnahmen schneller in den Griff bekommen als die meisten anderen Staaten. Als einzige große Volkswirtschaft verzeichnete die Volksrepublik deshalb 2020 ein positives Wirtschaftswachstum – entsprechend stieg auch der CO2-Ausstoß.

zuletzt aktualisiert am 04.11.2021 um 10:42 Uhr, zuerst veröffentlicht um 1:01 Uhr

dpa