Das Foto zeigt eine Uhr, kurz vor zwölf, mit einer Flamme.
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Sprache
"Heißzeit" ist Wort des Jahres 2018

Zum 42. Mal in Folge hat die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort des Jahres gewählt. Die Wahl wirft oft ein Schlaglicht auf den Geist der Zeit.

14.12.2018

Das Wort des Jahres 2018 ist "Heißzeit". Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Damit will sie laut Mitteilung nicht nur einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November dauerte, thematisieren. Ebenfalls angedeutet werden soll "eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts", der Klimawandel.

Nicht zuletzt sei Heißzeit eine interessante Wortbildung. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhalte der Ausdruck über die bloße Bedeutung "Zeitraum, in dem es heiß ist" hinaus eine "epochale Dimension" und verweise möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

Interessant sind auch die Wörter, die auf den weiteren Plätzen landeten: Auf Platz 2 wählte die Jury Funklochrepublik. Vor allem im ländlichen Raum sei in Deutschland die Mobilfunkabdeckung vergleichsweise schlecht, was spätestens seit dem letzten Bundestagswahlkampf ein politisches Thema sei.

Mit der Einführung von Ankerzentren (Platz 3) wollte die Große Koalition laut der GfdS das Problem der unkontrollierten Migration in den Griff bekommen. Das Erstglied Anker stehe hier nicht für Fixierung oder Sicherung wie beim Anker eines Schiffs, sondern für "Ankunft, Entscheidung, Rückführung", sei also eine Art Akronym (ein Wort, das aus Anfangsbuchstaben oder -silben anderer Wörter gebildet wird). In einem Ankerzentrum sollen Flüchtlinge untergebracht werden, bis sie in Kommunen verteilt oder aber – nach Ablehnung ihres Asylantrags – in ihr Herkunftsland abgeschoben werden.

Fremdenfeindlichkeit, Klimawandel und Migration

Mit dem Satz "Wir sind mehr" (Platz 4) reagierte der GfdS zufolge eine breite Öffentlichkeit auf fremdenfeindliche Kundgebungen in Chemnitz. Zunächst handelte es sich dabei um den Titel eines Konzerts "gegen Rechts", zu dem im September mehr als 65.000 Besucher in die sächsische Stadt kamen.

Auf den weiteren Plätzen wurden positioniert: Strafbelobigt (Platz 5) oder auch strafbefördert wurde Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Platz 6 belegt der Ausdruck Pflegeroboter.

Ein Diesel-Fahrverbot (Platz 7) wurde in verschiedenen deutschen Städten erlassen, um die Einhaltung einer EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen. Ein Handelskrieg (Rang 8) wurde von US-Präsident Trump als politisches Mittel der Wahl nicht nur der EU, sondern auch dem großen Konkurrenten China mehrfach angedroht.

Mit Brexit-Chaos (Platz 9) greift die GfdS-Jury ein Thema auf, das mehr oder weniger das gesamte Jahr 2018 begleitete.  Platz 10 belegt der Ausdruck die Mutter aller Probleme. So hatte Innenminister Horst Seehofer die Migration bezeichnet und damit eine intensive Debatte ausgelöst, in deren Verlauf vielerlei als Mutter aller Probleme bezeichnet wurde: von der CSU bis zu Horst Seehofers Mutter.

Die Wörter des Jahres werden 2018 zum 42. Mal in Folge bekannt gegeben. Traditionell suchen die Mitglieder des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählen solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren.

gri