Drei Frauen mit Kopftüchern sitzen mit dem Rücken zum Fotografen, man erkennt ihre Gesichter nicht.
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Afghanistan
Hilfe für bedrohte Studierende

Die Machtübernahme der Taliban gefährdet die afghanische Zivilbevölkerung, darunter viele Studierende. Welche Hilfen bieten die Nachbarländer ihnen?

25.08.2021

Studierende in Afghanistan stehen vor einer katastrophalen Situation: Nicht nur der erfolgreiche Abschluss ihrer Studiengänge, sondern auch die Sicherheit ihres Lebens ist bedroht. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Hochschulsektor im Land stark entwickelt, sodass gerade auch junge Frauen studieren konnten. Nun sind die Hochschulen wegen der Eroberung der Gebiete durch die Taliban geschlossen. Die Nachbarstaaten Afghanistans – Pakistan, Indien und zentralasiatische Länder – versuchen, in dieser Situation entgegenzukommen und fliehenden Studierenden zu helfen.

Studienmöglichkeiten für afghanische Studierende in Pakistan

Die Provinzregierung von Khyber Pakhtunkhwa im an Afghanistan angrenzenden Pakistan gab bereits vor der Eroberung Kabuls durch die Taliban am 15. August bekannt, dass afghanischen Studierenden ein Untercampus der University of Engineering and Technology (UET) zur Verfügung gestellt würde, wie "World University News" berichtet. Der Artikel zitiert Iftikhar Hussain, Vizekanzler der UET, der angibt, 25.000 Afghanen hätten in diesem Jahr am nationalen Zugangstest für das Allama Muhammad Iqbal Stipendium teilgenommen, das afghanischen Stipendiatinnen und Stipendiaten erlaubt, an jeder pakistanischen Universität zu studieren, wenn sie die Aufnahmekriterien erfüllen.

Seit der Eroberung Kabuls habe Pakistan sich noch nicht über die Zukunft der Bildungszusammenarbeit der beiden Länder geäußert. Laut "World University News" sei es allerdings unwahrscheinlich, dass die Entscheidung, afghanische Studierende zu unterstützen, nicht wieder zurückgezogen wird. Ein Repräsentant der pakistanischen Kommission für Hochschulbildung sagte laut Bericht, seine Institution hoffe, dass das Stipendienprogramm nicht unter dem Regierungswechsel in Afghanistan leiden werde.

Weitere Hilfsangebote aus dem Ausland

Das staatliche Komitee für Nationale Sicherheit Kirgistans hat am 16. August angekündigt, die Visa von afghanischen Bürgerinnen und Bürgern, die bereits an Universitäten im Land studiert haben, zu verlängern und zusätzlich weitere 500 Studierende aufzunehmen, die an Universitäten in Kirgistan studieren möchten, berichtet "University World News" weiter.

In Indien stünden afghanische Studierende vor einem anderen Problem. Durch die Corona-Pandemie hätten viele von ihnen in den letzten Monaten digital von Afghanistan aus studiert. Nun kontaktierten Betroffene ihre jeweiligen Hochschulen mit der Bitte um Erlaubnis, wieder vor Ort studieren und einzureisen zu können. Das Indian Institute of Technology (IIT) in Bombay hat in diesem Kontext laut Bericht beispielsweise angekündigt, afghanischen Studierenden die Rückkehr auf den Campus zu erlauben.

Hilfsmaßnahmen weiterer Nachbarländern stehen noch aus. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) konzentriert sich laut einer Stellungnahme zuallererst darauf, ihre Projekt-Partnerinnen und -Partner sowie deren Familien nach Möglichkeit bei einer schnellen und sicheren Ausreise zu unterstützen. Ansonsten bietet der DAAD über das Hilde Domin-Programm und die Humboldt-Stiftung über die Philipp-Schwartz-Initiative Perspektiven für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die ihre Heimatländer verlassen müssen. Insgesamt wird die Zahl der afghanischen Studierenden von der UNESCO mit rund 300.000 beziffert.

cpy