

Europäische Union
HRK fordert, israelische Wissenschaft zu unterstützen
Die israelischen Hochschulen und die Wissenschaft in Israel insgesamt sind seit jeher eine starke liberale, demokratische Kraft, die Ermutigung und Unterstützung aus der Europäischen Union (EU) bedarf, hat der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Walter Rosenthal, am 11. Juni in Berlin betont. Forderungen nach einem Aussetzen des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel oder gar nach einem Boykott zulasten der israelischen Wissenschaft und der internationalen Hochschulzusammenarbeit mit Israel, trat Rosenthal erneut entgegen.
"Jüdische und arabische Israelis sowie Palästinenserinnen und Palästinenser studieren, forschen und arbeiten dort vielfach seit Jahren gemeinsam, setzen wichtige Impulse für die Herausforderungen der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft, allen Widrigkeiten regionaler und internationaler Konflikte zum Trotz", führte Rosenthal aus. Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen seien Institutionen der Zivilgesellschaft, die in diesen herausfordernden Zeiten Solidarität erfahren und in ihrer spezifischen Rolle und Autonomie gestärkt werden sollten.
Eine Auflösung des Assoziierungsabkommens zwischen Israel und der EU wäre nach Ansicht Rosenthals fatal. "Dies würde die israelische Wissenschaft in ihrer international anerkannten Leistungs- und Innovationskraft erheblich schwächen und als wichtige, unterschiedliche Perspektiven und Interessen analysierende, vermittelnde und zusammenführende Stimme der wissenschaftlichen Vernunft in Israel nachhaltig beschädigen", so der HRK-Präsident.
Im Mai hatte sich bei einem Treffen der Außenministerinnen und Außenminister in Brüssel eine starke Mehrheit dafür ausgesprochen, das Partnerschaftsabkommen mit Israel aufgrund von Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen. Das EU-Forschungsförderungsprogramm ist Teil des Abkommens.
Israelische Akademie der Wissenschaften wirbt für Zusammenhalt
Zur Feier des 60-jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland fand an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Ende Mai ein Festakt in Halle statt. Zu diesem Anlass hat Professor David Harel, Präsident der Israelischen Akademie der Wissenschaften, in seiner Rede betont, welche entscheidende Rolle die wissenschaftliche Zusammenarbeit beim Aufbau und Erhalt dieser Beziehungen von Anfang an gespielt hat. Harel hob die Wissenschaft hervor als "eines der wirksamsten Instrumente, um Brücken zwischen Nationen zu bauen, Kulturen zu verbinden, die Wunden der Vergangenheit zu heilen und natürlich den Weg für eine bessere Zukunft zu ebnen".
Die Freundschaft zwischen den Menschen und Institutionen der deutschen und der israelischen Wissenschaft gehe auf einen Besuch einer Delegation der Max-Planck-Gesellschaft im Jahr 1959 unter der Leitung von Professor Otto Hahn im Weizmann-Institut für Wissenschaften zurück. Somit hätten die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland bereits vor der Aufnahme formeller diplomatischer Beziehungen begonnen.
Nun führe der anhaltende Krieg in Gaza, das Töten, die Unterdrückung, Umsiedlung, Vertreibung und Gebietsübernahme zu einem Rückgang der Wissenschaftsförderung, der Zusammenarbeit und der israelischen Wissenschaft – in der Folge zu weniger israelischer Hochtechnologie, weniger Innovation und letztlich zu einem viel schwächeren Israel. Das Handeln der israelischen Regierung, das "Blutvergießen im Gaza" und "die humanitäre Krise" seien zu verurteilen – der Krieg schnellstmöglich zu beenden. Doch Boykotte seien als Instrument zur Bewältigung geopolitischer Probleme entschieden abzulehnen.
Mehr denn je brauche die israelische Wissenschaft Freundschaft und Hilfe. Grundlage sei die Annahme, dass das Streben nach Wissen auf gemeinsamen universellen Werten wie akademischer Freiheit, intensiver Zusammenarbeit sowie Gedanken- und Meinungsfreiheit beruhe. "Daher bitte ich Sie als Präsident der Israelischen Akademie der Wissenschaften und Geisteswissenschaften inständig, uns dabei zu unterstützen, weiterhin das zu tun, was wir am besten können – Spitzenforschung in allen Bereichen der Natur- und Geisteswissenschaften, in enger Zusammenarbeit mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Ausland – und ohne dass Boykottdrohungen oder Forderungen nach unserem Verschwinden über unseren Köpfen schweben", forderte Harel die anwesende Wissenschaftscommunity auf. Dieses Anliegen hat er am 11. Juni in einem Gastbeitrag für die FAZ aus seiner gekürzten Rede noch einmal wiederholt.
cva