Ein aufgeschlagenes Buch vor einem mystischen Sternennachthimmel.
mauritius images / Busse & Yankushev

Buchtipps Teil 1
Lesefutter für die Feiertage

Manche Menschen greifen in der gemütlichen Jahreszeit gerne zum Buch. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilen ihre Empfehlungen.

24.12.2024

Stefan Gosepath empfiehlt: Barbara Bleisch: Warum wir unseren Eltern nichts schulden, Hanser Verlag München 2018.

Stefan Gosepath ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Martin Funck

Die bekannte Fernsehjournalistin und promovierte Philosophin Barbara Bleisch hat die Absicht, uns in diesem Buch von der Tyrannei einer Denkgewohnheit abzubringen, indem sie eine sicherlich den meisten kontraintuitiv erscheinende Auffassung durchgängig rigide verteidigt. Es gibt – so argumentiert Bleisch – keine filialen Pflichten. Wir schulden unseren Eltern bloß wegen des Umstands, dass wir ihre Kinder sind, nichts. 

Die intellektuelle Lesefreude besteht darin, dass man ihr immer widersprechen möchte, aber merkt, dass sie immer Gegenargumente parat hat.


Marietta Auer empfiehlt: Leo Tolstoi: Anna Karenina, Liwi Literatur- und Wissenschaftsverlag Göttingen 2022.

Marietta Auer ist geschäftsführende Direktorin des Max-Planck-Instituts für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main. mpilhlt Sandra Hauer

Aktien sollte man bekanntlich antizyklisch kaufen. Getreu dieser Regel ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg in eines der großen Meisterwerke der russischen Literatur: "Anna Karenina" von Leo Tolstoi, in zahlreichen Ausgaben für jeden Geldbeutel erhältlich. 

Der berühmte erste Satz des Romans – "Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich" – enthält in einer Nussschale die Frage: Wie gelangt man zum Glück? Tolstoi hat die Antwort, und sie hat etwas mit Heumachen unter freiem Himmel zu tun.

Online-Umfrage 

1994 erschien die erste Ausgabe der hochschulpolitischen Zeitschrift "Forschung & Lehre". Sie informiert in Hintergrundberichten, Interviews und Essays über Entwicklungen in Hochschulen und Wissenschaft. Die Website ergänzt dies um tagesaktuelle Nachrichten, weiterführende Beiträge und Analysen. An einer Hochschule oder in der Wissenschaft tätig zu sein, ist heute nicht mehr dasselbe wie vor drei Jahrzehnten. Zeitschrift und Website haben sich ebenfalls weiterentwickelt und sollen stetig besser werden. 

Dafür ist Ihre Meinung gefragt: Welche Themen interessieren Sie besonders? Was fehlt Ihnen in der Berichterstattung? Wie finden Sie sich auf der Website zurecht? 

Das Redaktions-Team freut sich über 
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Carlo Masala empfiehlt: Franz-Stefan Gady: Die Rückkehr des Krieges. Warum wir lernen müssen, mit Krieg umzugehen, Quadriga Verlag Berlin 2024.

Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München. Christoph Busse

Mit der Rückkehr des Krieges legt einer der prominentesten und klügsten Militäranalysten Europas, Franz-Stefan Gady, ein Werk vor, das nur jedem ans Herz zu legen ist, der Krieg und die Frage, wie Krieg geführt wird, aber vor allem, wie Kriege verhindert werden können, verstehen will. 

Das Buch zeichnet sich nicht nur durch seine analytische Schärfe aus, sondern auch durch sehr persönliche Erlebnisse, die Gady in Kriegsgebieten und im Krieg erfahren hat.


Mandy Schiefner-Rohs empfiehlt: Michal Hvorecký: Troll, Klett Cotta Verlag Stuttgart 2018.

Mandy Schiefner-Rohs ist Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Lars Kilian

Meine Buchentdeckung dieses Jahr ist das Buch "Troll" des slowakischen Autors Michal Hvorecký. Schon 2018 hat er darin eine Zukunftsvision geschaffen, die aktueller denn je erscheint. Er zeigt, wie in Osteuropa Trolle die öffentliche Meinung beherrschen und den Staat mit gezielter Desinformation steuern. Der Protagonist macht sich nun auf, dieses System von innen heraus zu zerstören, und wird selbst zum Opfer – nicht nur eines Shitstorms. 

Ein Roman, der aktuelle Entwicklungen vorausgedacht hat, und weiterdenkt und der mit Blick auf die Zukunft durchaus zum Nachdenken anregt.


Diese Buchempfehlungen sind zuerst in der Dezember-Ausgabe von Forschung & Lehre erschienen.