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picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Sprache
"Lockdown" ist Anglizismus des Jahres 2020

Corona schlägt sich auch im Sprachgebrauch nieder. Ein Begriff aus der Pandemiezeit ist jetzt zum Anglizismus des Jahres gewählt worden.

02.02.2021

Das Wort "Lockdown" ist zum Anglizismus des Jahres 2020 gewählt worden. Das Wort Lockdown bezeichne im Deutschen eine Mischung aus mehr oder weniger strengen Ausgangsbeschränkungen, Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit und Kontaktbeschränkungen bei gleichzeitigem Schließen ausgewählter öffentlicher Einrichtungen", zitierte die Jury um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch aus dem Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache. Mindestens seit den Anti-Corona-Maßnahmen sei "Lockdown" fester Bestandteil des Deutschen.

Die Jury habe sich für den Begriff entschieden, weil er eine zentrale Rolle in den Diskussionen über die Eindämmung der Pandemie spiele, sich schnell in den deutschen Wortschatz eingegliedert habe und ein für sogenannte "Lehnwörter" typisches Eigenleben habe: Der Begriff sei zunächst in zusammengesetzten Wörtern aufgetaucht, wie "Lockdown-Regeln", "Lockdown-Lockerungen" oder "Lockdown-Verstöße" auf. Später seien Wörter dazugekommen, die Auswirkungen von "Lockdown"-Maßnahmen beschrieben, wie "Lockdown-Frisur", "Lockdown-Kilos" oder "Lockdown-Blues".

"Lockdown": Seit den 70ern im Englischen Wortschatz

Auch Adjektive wie "lockdownbedingt" oder "lockdownähnlich" würden seit April 2020 genutzt, im Mai sei das Verb "lockdownen" dazugekommen. Als interessant beschreibt die Jury zudem, dass in der Diskussion über die Effizienz getroffener politischer Entscheidungen abstufende Ausdrücke dazugekommen seien, wie "harter Lockdown" und "weicher Lockdown", "Teillockdown" und "Lockdown light".

Im Englischen werde das Wort "Lockdown" seit den frühen 1970er Jahren verwendet, zunächst für Situationen, in denen die Insassen eines Gefängnisses ihre Zellen für einen längeren Zeitraum nicht verlassen dürften, etwa nach einem Aufstand. Ab den 1980er Jahren hab es darüber hinaus Situationen beschrieben, in denen ein ganzes Gebiet aus Sicherheitsgründen abgeriegelt und die Bewegungsfreiheit innerhalb des Gebietes eingeschränkt werde. In dieser Bedeutung sei es gelegentlich auch im Deutschen verwendet worden, zum Beispiel über Amokläufe an US-amerikanischen Schulen.

Auch auf dem zweiten Platz der Jury stehen prominente Begriffe aus der Coronazeit und davon gleich fünf: Social Distancing, Superspreader, Homeoffice, Homeschooling und Shutdown.

Der Anglizismus des Jahres wird seit 2010 von der unabhängigen Initiative "Anglizismus des Jahres" vergeben. Die Initiative will laut eigenen Angaben den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes würdigen. Im vergangenen Jahr fiel die Entscheidung auf den Ausdruck "for future".

kas