Demonstration gegen die Abschiebung von Flüchtlingen nach Afghanistan von Juni 2021. Die Demonstranten tragen Masken.
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Weltflüchtlingstag
Mehrheit unterstützt Deutschland als Zufluchtsort für Flüchtlinge

Welche Einstellungen haben die Deutschen gegenüber geflüchteten Menschen? Eine Umfrage zum Weltflüchtlingstag zeigt ein gemischtes Bild.

20.06.2021

Eine klare Mehrheit der Deutschen befürwortet grundsätzlich das Recht von Flüchtlingen, in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung zu suchen. In der Praxis sind allerdings nur wenige offen dafür, mehr Flüchtlinge im Land aufzunehmen. Höhere Staatsausgaben für die Unterstützung von Flüchtlingen sehen sie aufgrund der Corona-Pandemie ebenfalls überwiegend kritisch. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage, die das Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos anlässlich des Weltflüchtlingstages 2021 in 28 Ländern durchgeführt hat.

Demnach halten mehr als sieben von zehn Bundesbürgern (71 Prozent) es für richtig, dass Menschen in Deutschland Zuflucht finden können, um vor Krieg und Verfolgung zu fliehen. Die Unterstützung für das Grundrecht auf Asyl ist damit zwar deutlich größer als noch 2019 (57 Prozent), im Vergleich zur Vorjahresbefragung 2020 (76 Prozent) aber um fünf Prozentpunkte gesunken. Gleichzeitig seien mehr als vier von zehn Befragten (42 Prozent) der Ansicht, dass Deutschland seine Grenzen aktuell für Flüchtlinge vollständig schließen sollte. Dieser Anteil habe seit dem letzten Jahr um drei Prozentpunkte zugenommen. Weltweit befürworte sogar jeder Zweite (50 Prozent) Grenzschließungen für Geflüchtete im eigenen Land. Am größten sei die Zustimmung für eine derartige Maßnahme in Malaysia (82 Prozent) und der Türkei (75 Prozent).

Corona hemmt Aufnahmebereitschaft

Als möglichen Grund für die wachsende Skepsis gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen nennt das Markt- und Meinungsforschungsinstitut den Ausbruch der Corona-Pandemie. Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) finde, dass Deutschland weniger offen für die Aufnahme von Flüchtlingen sein sollte als vor der COVID-19-Pandemie. Etwa vier von zehn Befragten (43 Prozent) gaben laut der Studie an, dass die Zuwanderung genauso bleiben sollte wie vorher, knapp jeder Zehnte (9 Prozent) habe sich mehr Offenheit für Flüchtlinge gewünscht. Allerdings seien immer mehr Bundesbürger (41 Prozent) überzeugt, dass sich die meisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, erfolgreich in ihre neue Gesellschaft integrieren werden. Dieser Prozentsatz lag zuletzt bei 31 Prozent in 2019 und 35 Prozent in 2020. Der Anteil der Befragten, der glaubte, Flüchtlinge kämen nur aus wirtschaftlichen Gründen oder um Sozialleistungen auszunutzen nach Deutschland, liegt seit 2020 konstant bei 56 Prozent.

Die Umfrage ist Teil der Ipsos Global Advisor-Studie "World Refugee Day. Global attitudes towards refugees", die Ipsos unabhängig von Sponsoren oder Partnern durchgeführt hat. Etwa 19.500 Personen aus 28 Ländern haben zwischen dem 21. Mai und 4. Juni an den Online-Interviews teilgenommen. In Deutschland bestand die repräsentative Stichprobe aus 1.000 Personen.

cpy