Roboter auf der CEBIT
picture alliance/Sven Simon

Jahrestagung des Deutschen Ethikrats
Menschenwürde im Fokus

Ab Mittwoch treffen sich die Mitglieder des Deutschen Ethikrats. Frank-Walter Steinmeier fordert eine kritische Reflexion über die Digitalisierung.

26.06.2018

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen offensiven Umgang mit Unsicherheiten und Risiken der Digitalisierung gefordert. "Unsere Gesellschaft ist nicht fortschrittsfeindlich. Im Gegenteil: Die Deutschen sind stolz darauf, dass wir eine Innovationsgesellschaft sind", schreibt Steinmeier in einem Manuskript für eine Rede vor den Mitgliedern des Deutschen Ethikrates. Antworten auf offene Fragen seien dabei nicht nur Sache der Politik, sondern auch derer, die Innovation vorantreiben.

Es seien nicht nur "Bedenkenträger und Ewiggestrige", die Risiken von Digitalisierung und technologischer Entwicklungen ansprächen. "Das Motto: Wirtschaft und Wissenschaft treiben technische Veränderung voran, und Politik beschäftigt sich dann irgendwie mit den Folgen, halte ich für den falschen Weg", betont Steinmeier.

Am Dienstagabend lädt der Bundespräsident die Mitglieder des Deutschen Ethikrats in Berlin zu einer Auftaktveranstaltung anlässlich ihrer anschließenden Jahrestagung ein. Bei dieser steht die Menschenwürde im Fokus der Diskussionen. Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und der israelische Historiker Yuval Noah Harari werden sich äußern.

Künstliche Intelligenz sowie Eingriffe in Gehirn und Erbgut im Fokus

"Die Berufung auf die Menschenwürde prägt das deutsche Gemeinwesen, aber auch die Europäische Union. Im Gespräch mit der Öffentlichkeit und internationalen Gästen wollen wir prüfen, ob diese Berufung trägt und Orientierung bietet, wenn neue Technologien menschliches Selbstverständnis grundlegend herausfordern", sagte der Vorsitzende des Ethikrates, Peter Dabrock, vor Beginn der Tagung, die 2018 zum zehnten Mal stattfindet.

Drei Technologiebereiche sollen bei der Veranstaltung besonders betrachtet werden: Eingriffe in das Gehirn mit Verfahren wie der tiefen Hirnstimulation, Eingriffe in das menschliche Erbgut mittels Genome-Editing und Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Diskutiert werden soll auch, welchen Beitrag Expertengremien wie der Deutsche Ethikrat zu einem verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien leisten können.

In den vergangenen Jahren hat der Ethikrat 14 Stellungnahmen veröffentlicht, unter anderem zur Anonymen Kindesabgabe, Intersexualität, Präimplantationsdiagnostik, Gendiagnostik, Biosicherheit, Patientenwohl und Big Data. Seit 2012 veröffentlicht der Deutsche Ethikrat darüber hinaus sogenannte Ad-hoc-Empfehlungen. Damit will er auf aktuelle Themen zeitnah reagieren. Bislang hat der Rat sieben derartige Empfehlungen herausgegeben, u. a. zu Beschneidung, Suizidprävention und Keimbahneingriffe beim Menschen.

Das Gremium besteht seit 2008 auf Grundlage des Ethikratgesetzes (EthRG). Es folgte auf den 2001 von der Bundesregierung eingerichteten Nationalen Ethikrat.

Seine Jahrestagung 2018 überträgt der Etikrat im Livestream auf der eigenen Website. Die Vorträge und Diskussionsbeiträge werden in deutscher oder englischer Sprache gehalten und simultan übersetzt.

kas