Einem Mann werden verschiedene Sprechblasen hingehalten.
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Wortschatz
Neuer Duden so umfangreich wie noch nie

Der neue Duden spiegelt aktuelle Debatten und Trends. Auch das Coronavirus ist enthalten und erstmals Hinweise zum gendergerechten Sprachgebrauch.

11.08.2020

Der Duden erscheint am Mittwoch so umfangreich wie noch nie. Die 28. Auflage des Nachschlagewerks enthält laut Angaben der Duden-Redaktion 148.000 Wörter, darunter sind 3.000 neue Stichwörter. Dazu gehören neben Begriffen rund um das Coronavirus auch solche aus den Bereichen Gesellschaft, Lifestyle, Klima, Umwelt und Technik. Erstmals enthält der Duden auch Hinweise zur gendergerechten Sprache.

"Wir legen Wert darauf zu sagen, dass das keine Regel ist, die wir verordnen", sagte  Redaktionsleiterin Kunkel-Razum zur Einbindung der Hinweise zur gendergerechten Sprache. Das dürfe die Redaktion nicht und wolle sie auch nicht, aber sie erhalte sehr viele Anfragen zu dem Thema und habe es daher als angemessen empfunden, das Thema aufzugreifen. Die Redaktion habe sich bemüht, die wahrgenommen Probleme beim gendergerechten Sprachgebrauch und die derzeit vorhandenen Lösungsvarianten zu beschreiben.

Im Duden steht nun zum Beispiel über den umstrittenen Genderstern: Es sei zu beobachten, dass sich diese Variante in der Schreibpraxis "immer mehr durchsetzt". Zu finden sei sie besonders in Kontexten, in denen Geschlecht nicht mehr nur als weiblich oder männlich verstanden werde und die Möglichkeit weiterer Kategorien angezeigt werden solle. Als Beispiel wird genannt: "Schüler*innen".

Aktuelle Debatten und Trends

Viele der neu aufgenommenen Wörter zum Coronavirus hätten vor einiger Zeit noch für Fragezeichen gesorgt: Covid-19, Reproduktionszahl und Lockdown zum Beispiel. Jetzt sind sie allen bekannt und werden im Duden ergänzt durch Einträge zu Ansteckungskette, Intensivbett oder Atemschutzmaske.

Das Wort "Coronavirus" selbst habe schon zuvor im Duden gestanden. Aufgenommen wurde es laut Duden-Redaktion nach dem Sars-Ausbruch 2002/03. Auch "Corona" sei schon enthalten gewesen, aber mit anderer Bedeutung. Schlägt man es im neuen Duden nach, finden sich zwei Erklärungen: Corona als weiblicher Vorname und "ugs. für Coronavirus[erkrankung]".

Ein Auszug aus den weiteren neu aufgenommenen Begriffen spiegelt Debatten und Trends der vergangenen Jahre: Alltagsrassismus, bienenfreundlich, Chiasamen, Dieselaffäre, Erklärvideo, Fridays for Future. Weiter geht es mit: Hatespeech, Influencer, Klimanotstand, Ladesäule, Masernimpfung, Netflixserie, oldschool. Und: pestizidfrei, rechtsterroristisch, Shishabar, transgender, Uploadfilter, Videobeweis, Whatsapp-Gruppe und - Zwinkersmiley.

Der Duden in seiner 28. Auflage folgt auf die Version von 2017. Um auf neue Begriffe aufmerksam zu werden, durchsucht die Redaktion ihnen zugängliche Texte laut eigenen Angaben über Algorithmen. Aus einer Liste von 15.000 Wörtern habe die Redaktion im Anschluss eine Auswahl getroffen. Kritikerinnen und Kritiker sehen in der Auswahl von genau 3.000 Stichwörtern ein Verkaufsargument.

kas/dpa