Robert Spaemann
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Wissenschaftler und Autor
Philosoph Robert Spaemann gestorben

Der deutsche Philosoph Robert Spaemann ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Er hat apokalyptische Mahnungen hinterlassen.

12.12.2018

Der deutsche Philosoph und Autor Robert Spaemann ist am Montag im Alter von 91 Jahren in Stuttgart gestorben. Dies bestätigte der Sohn des Philosophen, Christian Spaemann, am Dienstagabend in Stuttgart.

Spaemann wurde am 5. Mai 1927 in Berlin geboren. Nach dem Tod der Mutter wuchs er als Sohn eines spät zum Priester geweihten Vaters auf. In den 60er Jahren lehrte er an der Universität Stuttgart, anschließend in Heidelberg und bis zu seiner Emeritierung 1992 in München. 

In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte sich Spaemann mit der Ideengeschichte der Neuzeit, mit Naturphilosophie, Problemen der Ethik, der Politischen Philosophie und der Religionsphilosophie. Sein Hauptwerk lautete "Glück und Wohlwollen" von 1989.

Glaube an die Naturgesetze, Aristoteles als Vorbild

Spaemann galt als Vertreter des konservativ-katholischen Denkens. Immer wieder hat er sich in gesellschaftspolitische Debatten eingeschaltet. In den 80er Jahren verteidigte er die Stationierung von Pershing-Raketen in Deutschland. Auch darin sah er sich später historisch bestätigt: "Wenn es schon Atombomben gibt, dann wenigstens als Gleichgewicht der Kräfte und mit wirksamer Abschreckung", sagte er. "Darin hat mir die Geschichte recht gegeben, wie der Fall des Eisernen Vorhangs gezeigt hat."

Grundlegend für Spaemanns Denken war die Ausrichtung an der Natur, wie sie der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) gelehrt hatte. Jeder natürliche Prozess ist demnach ziel- und zweckgerichtet. Der Mensch setzt sich nicht selbst seine Zwecke, sondern richtet sich nach den Vorgaben, die der Natur eingeschrieben sind.

Spaemann protestierte gegen technisches Handeln, das mit eigenen Zwecken in die Natur eingreift. Abtreibung, Sterbehilfe und Gentechnik lehnte er ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexuelle. "In Zeiten, in denen Menschen unterdrückt werden, besinnt man sich immer wieder auf das Naturrecht", sagte er. "Nur in Zeiten der Freiheit gerät das aus dem Blick und man glaubt, man könne positivistisch verfahren."I

Die Frage nach Gott hielt Spaemann für philosophisch unerledigt. Was die Zukunft der Welt angeht, war er allerdings pessimistisch, ja sogar apokalyptisch. Im Herbst 2011 mahnte er: "Ob wir die ökologischen Probleme in den Griff bekommen, ist offen. Im biologischen Sinne hat die Menschheit keine große Zukunft. Das Ende kommt als Einbruch von außen, aber es wird von Naturkatastrophen eingeleitet."

dpa/kas