

"The Vicious Circle"
Pogrom-Ausstellung kommt doch nach Berlin
Knapp sechs Wochen nach der Absage durch das Präsidium der Freien Universität (FU) Berlin ist bekannt geworden, dass die Wanderausstellung "The Vicious Circle" doch wie geplant in der Hauptstadt zu sehen sein wird. Am 25. Februar werde die vom National Holocaust Museum konzipierte Ausstellung im Berliner Abgeordnetenhaus eröffnet und dort an vier weiteren Tagen gezeigt. Das berichtet der "Tagesspiegel" am Dienstag. Im Anschluss kann die Ausstellung demnach im Haus der Wannseekonferenz besichtigt werden. Zuletzt wird sie vom 28. April bis zum 23. Mai im Rathaus Neukölln gezeigt.
Die Ausstellung beinhaltet fünf Fallstudien zu Übergriffen auf jüdische Gemeinden von der Zeit des Nationalsozialismus bis heute. Eine Fallstudie widmet sich dem Terrorangriff der Hamas auf den Kibbuz Be'eri am 7. Oktober 2023. Im Dezember hatte die wissenschaftliche Leiterin der Ausstellung und Geschichtsprofessorin an der University of Nottingham in England, Maiken Umbach, gegenüber "Forschung & Lehre" erläutert, dass die Ausstellung nicht "die Geschehnisse der Fallstudien gleichsetzen" möchte. Es ginge vielmehr darum, zu zeigen, "welchen Schaden antisemitische Vorurteile anrichten".
Das Institut für Geschichte der FU Berlin hatte zunächst geplant, die Wanderausstellung zu zeigen, um dem Ende des Nationalsozialismus und der Befreiung der Konzentrationslager zu gedenken, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jähren. Die Ausstellung hatte allerdings nicht die Zustimmung des Präsidiums erhalten, zunächst mit der Beteuerung, dass die Absage keine inhaltlichen Gründe habe. Der Veranstaltungsort, ein Foyer, sei nicht geeignet und die Hochschule hätte die Sicherung der Ausstellung organisieren und bezahlen müssen, hieß es damals zur Begründung. Etwa eine Woche später hatte FU-Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott eingeräumt, dass auch Zweifel an der inhaltlichen Konzeption bestanden hätten.
Pogrom-Ausstellung passt ins Konzept
Cornelia Seibeld, Präsidentin des Abgeordnetenhauses Berlin sagte zu "Forschung & Lehre", dass sie sich gewünscht hätte, "dass die Ausstellung an der FU Berlin gezeigt wird." Nachdem dies nicht möglich gewesen sei, habe sie ein "deutliches Zeichen" setzen wollen. Die Ausstellung werde nun in Kooperation mit der israelischen Botschaft und dem Haus der Wannsee-Konferenz in das Berliner Landesparlament geholt. Das Abgeordnetenhaus als Ort des parlamentarischen Diskurses sei "der richtige Ort", um auf das "Antisemitismus-Problem in Teilen unserer Gesellschaft" hinzuweisen. Zur Sicherheitslage sagte Seibeld gegenüber "Forschung & Lehre", dass ein Sicherheits- und Ordnungsdienst im Abgeordnetenhaus präsent sei. Besucherinnen und Besucher müssen demnach auch eine Sicherheitskontrolle passieren.
"The Vicious Circle" knüpft an eine Ausstellung zum Massaker vom 7. Oktober und seinen Folgen an, die im vergangenen Jahr im Abgeordnetenhaus zu sehen war. Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus werden sich Kinder und Jugendliche zudem im Rahmen des Jugendforums "denk!mal" gegen jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung stark machen. "Diese inhaltlichen Schwerpunkte sollen auch deutlich machen, dass wir eine besondere Verantwortung für die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Berlin haben", so Seibeld.
Für die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz ist die Ausstellung "The Vicious Circle" eine willkommene Ergänzung ihrer Dauerausstellung, die die Wannsee-Konferenz und den Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden darstellt. Durch die Sonderausstellung könne die Entwicklung von Antisemitismus und antisemitischer Gewalt vor 1933 und in der Zeit nach dem Nationalsozialismus ausführlicher reflektiert werden, teilte ein Sprecher auf Anfrage von "Forschung & Lehre" mit. Der Gedenkstätte ist es dabei wichtig, "dass die Ausstellung nicht gleichsetzt, sondern in ihrer Darstellung der Pogrom-Gewalt eine differenziert vergleichende Analyse anbietet", so der Sprecher.
Zur Frage der Sicherung der Ausstellung erläuterte der Sprecher, dass das Gedenkstättengelände insgesamt kameraüberwacht sei. Auch werde angestrebt, die Ausstellung dauerhaft durch einen Guide zu begleiten. Die Person könne den Besucherinnen und Besuchern auch als Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin für Diskussionen und Fragen zur Verfügung stehen.
Die wissenschaftliche Leiterin der Ausstellung, Umbach, freut sich auf die Eröffnung der Ausstellung am 25. Februar im Abgeordnetenhaus, sowie auf die Stationen im Haus der Wannseekonferenz und im Rathaus Berlin-Neukölln, wie sie auf Anfrage von "Forschung & Lehre" mitteilte. Sie fände es weiterhin wichtig, zusätzlich einen universitären Standort zu finden. Auch auch deutsche Hochschulen müssten dem Antisemitismus "deutlicher entgegenwirken", so Umbach. Es liefen Gespräche mit anderen Universitäten.
aktualisiert am 24.01.2025 um 12.17 Uhr um die Statements von Cornelia Seibeld und Maiken Umbach in der zweiten Hälfte der Meldung, zuerst veröffentlicht am 22.01.2025
cpy