Professor Wolfgang Ertel hängt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten an einem Seil neben einem Transparent mit Forderungen
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Nachhaltige Hochschulen
Professor mit Baumbesetzung erfolgreich

Ein Professor hat einen Baum an seiner Hochschule besetzt. Die Aktion hat Klimaschutz-Maßnahmen bewirkt, aber auch juristische Konsequenzen.

07.02.2022

Nach seiner Baumbesetzung an der eigenen Hochschule freut sich Professor Wolfgang Ertel über erste Erfolge beim Klimaschutz, wegen der Aktion steht ihm aber wohl auch ein Gerichtsverfahren bevor. Weil er mit seinem unangemeldeten Protest gegen das Versammlungsgesetz verstoßen habe, habe die Staatsanwaltschaft Ravensburg einen Strafbefehl mit Geldstrafe gegen Ertel beantragt, sagte eine Behördensprecherin. Dagegen habe der Professor Einspruch eingelegt, weshalb es aller Voraussicht nach zu einem Prozess kommen werde. Ein Termin stehe aber noch aus. Zunächst hatte die "Schwäbische Zeitung" darüber berichtet.

Der Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) hatte im Mai 2021 mit Klimaaktivisten einen Baum an der eigenen Hochschule besetzt. Die Beteiligten hatten unter anderem gefordert, dass die Heizungen in den Hörsälen nicht mehr permanent laufen, sondern intelligent gesteuert werden. Er versuche seit zehn Jahren, etwas daran zu ändern, hatte Ertel damals gesagt. "Aber die Anlagen laufen auch in den Weihnachtsferien einfach durch. Ich bin immer gescheitert und jetzt einfach frustriert."

Nach der Baumbesetzung tat sich jedoch einiges. Zunächst rief die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bei Ertel an – und das Ministerium kündigte an, "Optimierungspotenziale" beim Energiemanagement an der Hochschule zu prüfen. Dann baute die RWU nach Angaben eines Sprechers eine intelligente Heizungssteuerung in einem Gebäude ein, "um Einsparpotenziale zu ermitteln".

Hochschulen sollen Klimaschutzmanager bekommen

Darüber hinaus soll die RWU dem Wissenschaftsministerium zufolge als eine von neun Hochschulen in Baden-Württemberg noch in diesem Jahr eine Klimaschutzmanagerin oder einen Klimaschutzmanager bekommen – vor allem, um Einsparmöglichkeiten bei den Gebäuden nutzen. Vorgesehen seien diese neben der RWU an den Hochschulen in Offenburg, Mannheim, Karlsruhe, Furtwangen, Esslingen und Pforzheim sowie an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd und der Hochschule der Medien in Stuttgart. Sie sollen ein Netzwerk bilden und auch für alle anderen Hochschulen im Land eine Schnittstelle zu den Landesbehörden bilden.

"Mich stimmt das positiv, es ist bei uns im Haus Bewegung reingekommen", sagte Ertel. "Das hat mich auch davon abgehalten, in den Weihnachtsferien noch einmal auf den Baum zu klettern." Dass ihm wegen seines Protests auch eine Geldstrafe droht, sei dagegen "völlig unangemessen".

Mit einer anderen kreativen Aktion haben sich am Sonntag Modedesign-Studierende der Hochschule Hannover für den Klimaschutz engagiert: Sie haben ihre Kreationen zum "Dicke Pulli Tag" präsentiert. Die Idee des Klima-Aktionstages, der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, ist es, die Heizung niedriger zu stellen und stattdessen einen dicken Pullover anzuziehen. Die Klimaschutz-Aktion stammt ursprünglich aus Belgien.

dpa/ckr