Kreativität
Ungehinderte Bewegung beflügelt – auch im Sitzen
Im Winter fällt der Spaziergang in der Mittagspause besonders schwer. Dabei ist es wissenschaftlich belegt, dass ungehinderte, freie Bewegung die Kreativität unterstützt. Bereits der Blick, der sich vom Bildschirm löst und durch den Raum schweift und so das vorher fixierte Sitzen zu einem freien Sitzen macht, ermöglicht etwas mehr Kreativität. So zeigt eine Studie der Universität Würzburg, dass es weniger um die Aktivität an sich und mehr um das Fehlen von Einflüssen geht, die Bewegung verhindern.
Dem US-amerikanischen Persönlichkeits- und Intelligenzforscher J.P. Guilford zufolge beinhaltet Kreativität divergentes und konvergentes Denken. Beim konvergenten Denken wird in Richtung einer einzigen Lösung gedacht, für die bestehende Ideen zusammengebracht werden. Beim divergenten Denken hingegen geht man spielerisch und unsystematisch an Probleme heran und findet neue Ideen, um sie zu lösen. In der Würzburger Studie haben Forschende mittels des "Alternate Uses Task"-Kreativitätstest (AUT) die Leistungen der insgesamt 60 Testpersonen im divergenten Denken während des Sitzens und Gehens überprüft. Beim AUT müssen Testpersonen alternative Nutzungsmöglichkeiten für Alltagsgegenstände finden.
Pausen für ungehinderte Bewegungen
Die Studienautorinnen Supriya Murali und Dr. Barbara Händel konnten experimentell zeigen, dass die Leistungen im AUT im Gehen in der Tat höher waren als im Sitzen. In Anschlussexperimenten prüften sie, welche Unterschiede zwischen ungehindertem Gehen und Gehen auf einem Pfad zu beobachten sind, sowie zwischen freiem Sitzen und einem Sitzen, das durch die Notwendigkeit begrenzt wird, einen Bildschirm zu fixieren. Sie stellten fest, dass Hinderungselemente einen von der Bewegung unabhängigen, negativen Einfluss auf die Kreativität haben.
Werde Bewegung behindert, habe dies einen Effekt auf das divergente Denken. Aber auch ungehindertes Sitzen fördere das divergente Denken. Dies erklären die Autorinnen mit dem größeren Aufmerksamkeitsfeld, das dazu führe, dass man zwischen verschiedenen, nichtzusammengehörenden Ideen und Konzepten wechsle, was das divergente Denken erleichtere.
Für die Onlinelehre empfehlen die Studienautorinnen, Pausen für freie und ungehinderte Bewegungen zwischendurch einzuplanen. Auch wenn die Bewegungen im Sitzen erfolgten, verbessere dies den Ideenfluss und helfe beim Lernprozess.
cpy