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Kommentar
Unterbrechung

Wissenschaftsfreiheit entwickelt sich immer mehr zu einem gesellschaftlichen Schlüsselthema. Dies gilt für Deutschland aber auch weltweit.

Von Felix Grigat Ausgabe 3/18

In immer mehr Staaten der Welt werden Meinungs-, Versammlungs- und Wissenschaftsfreiheit eingeschränkt, werden einst sicher geglaubte rechtsstaatliche Garantien ausgehebelt.

Wissenschaftler, die nur ihrer Arbeit nachgehen wollen, werden in der Türkei unter fadenscheinigen Gründen oder gar ohne Begründung verhaftet. In den USA müssen es Forscher ertragen, dass Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschungen einfach so, nonchalant und zugleich brutal als fake news bezeichnet werden.

In dieser Weltlage ist es außergewöhnlich, dass ein Staatsoberhaupt an die Wissenschaft appelliert, frei und unabhängig zu sein. Niemals dürfe sie mächtigen wirtschaftlichen oder politischen Interessen gefällig sein. Dies müsse auch dort gelten, wo Wissenschaftler ihre Expertise für fragwürdige Experimente zum Nutzen von Konzernen zur Verfügung stellten.

Eine solche Mahnung, einen solchen Appell zu vernehmen ist gut. Der Bundespräsident hat damit den täglichen Zusammenhang des umtriebigen wissenschaftlichen Geschäfts für einen kurzen Moment unterbrochen. Dass er damit auch daran erinnert, dass sich Forschung immer auch ethisch zu verantworten habe, ist kein moralinsaure Reminiszenz. Es ist eine gleichfalls notwendige Aufforderung an jeden Forscher: Habe nicht nur Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen, sondern binde diesen auch an ethische Regeln.