Illustration eines Mannes, der auf Büchern und einem Glossar sitzt
mauritius images / Andrei Krauchuk / Alamy / Alamy Stock Photos

Open Science
Glossar soll Missverständnisse ausräumen

Sie wissen nicht, was sich hinter "Slow Science" oder einem "Manel" verbirgt? Ein Glossar soll über wissenschaftliche Ausdrücke wie diese aufklären.

22.02.2022

Ein Wissenschaftlerteam der internationalen FORRT-Gemeinschaft hat am Montag ein Glossar zu wissenschaftlichen Begriffen veröffentlicht, die im Zuge von Open Science oft missverstanden würden. Es soll Terminologien klären, die in verschiedenen Fachbereichen oder der Öffentlichkeit unterschiedlich oder austauschbar verwendet würden. Unter der Leitung des Politpsychologen Flávio Azevedo von der Universität Jena haben die Forschenden mehr als 250 der häufigsten Begriffe und Abkürzungen definiert und eingeordnet.

Einige der Begriffe seien spezifisch für einzelne Disziplinen, andere hätten im Laufe der Zeit ihre Bedeutung geändert. Für Fachfremde seien durch diese sprachlichen Veränderungen Barrieren entstanden. Das Glossar soll diese überwinden – für den uneingeschränkten Zugriff auf und das Verständnis von Wissenschaft.

Als Beispiel nannte Azevedo dafür etwa den Begriff "Preregistration". In den Sozialwissenschaften beziehe sich dieser beispielsweise auf eine mit einem Zeitstempel versehene Version eines Forschungsprotokolls, während er sich im Gesundheitswesen auf einen Kurs beziehe, der Studierende für einen schnellen Einstieg in einen medizinischen Beruf qualifiziert.

Auch Begriffe zu Methoden wie "Slow Science" oder "Salami slicing", die sich als Reaktion auf gängige Praktiken und Ausdrücke in der Wissenschaft (hier "Publish or Perish") entwickelt haben, finden ich sich in dem Glossar. Ebenso listet es neuere Metriken für die wissenschaftliche Sichtbarkeit und Reichweite wie "Altmetrics" und "Webometrics". Ein weiteres Beispiel aus dem Glossar ist die Unterscheidung von "Paradata" und "Metadata". Erläutert wird dort auch der kritische Ausdruck "Manel" für ein "male panel", wenn auf Konferenzen rein männliche Wissenschaftler sprechen.

Gemeinsames Sprachverständnis soll Kommunikation erleichtern

"Wenn die verwendeten Begriffe verständlich und abgegrenzt definiert sind, kann ein gemeinsames Verständnis und eine effektive Kommunikation für Neulinge und Expertinnen und Experten geschaffen werden. Dafür mussten wir zwischen allen unseren Autorinnen und Autoren Konsens schaffen", erklärte Azevedo. Das Glossar müsse jedoch weiter aktualisiert und verbessert werden. Alle Interessierten seien eingeladen, sich dabei einzubringen.

An dem Glossar hätten bislang zwischen 150 und 200 Forschende verschiedener Fachbereiche mitgearbeitet, unter anderem aus der Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften, Neurowissenschaften, Geisteswissenschaften, der Medizin und den Sozialwissenschaften.

FORRT (Framework for Open and Reproducible Research Training) ist eine von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern geleitete Organisation, die sich nach eigenen Angaben für die Integration von Grundsätzen der offenen, transparenten und frei-zugänglichen Wissenschaft in die Hochschulbildung einsetzt. Dafür kämen Forschungsteams aus der ganzen Welt zusammen, um Bildungsressourcen zu produzieren, die jeder und überall nutzen kann.

ckr