Ein aufgeschlagenes Buch
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Rezension
Woran es deutschen Schulen fehlt

Kompetenzorientierung und Digitalisierung haben die Lehre an Schulen verändert. In seinem Buch geht Jürgen Kaube mit dem Bildungssystem ins Gericht.

Von Ina Lohaus 15.09.2019

Mit Kritik am derzeitigen Schulsystem spart Jürgen Kaube, Herausgeber der FAZ, nicht. Die Verlogenheit der Kompetenzorientierung, die allseits geforderte Digitalisierung der Schulen oder die Illusion einer Qualitätssicherung durch zentralisierte Prüfungen sind nur einige der Fehlentwicklungen, die er hervorhebt.

Demgegenüber zeichnet Kaube, selbst Vater zweier Töchter, ein Bild der Schule als "Ort der Einübung ins Nachdenken". Das Denken setze Wissen voraus, das angeeignet und geübt und nicht nur kurzfristig ge­googelt werden müsse. Die Unterrichtsstoffe müssten so gewählt werden, dass sie sich als Quell von Fragen erweisen. Dabei bräuchten die Schulen auch Spielräume für eigene Schwerpunktsetzungen und mehr Autonomie.

Die so häufig zu hörende Lehrerschelte findet sich in Kaubes Buch nicht. Stattdessen spricht er von einer "verrückten Überforderung" der Lehrer, die gar nicht allen Ansprüchen gerecht werden könnten, und stellt Überlegungen zur Verbesserung der Lehrerbildung an. Schule müsse sich auf ihr Kerngeschäft besinnen, fordert Kaube, auf das, was in den Unterrichtsstunden geschieht. Wie das aussehen könnte, zeigt er in aller Deutlichkeit und liefert damit einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Schuldebatte.

Buchcover

Jürgen Kaube: Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder? Rowohlt Verlag 2019, 22 Euro.