Webbrowser mit dem Beginn einer Webadresse "http://www."
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Innovation Internet
World Wide Web seit 30 Jahren öffentlich zugänglich

1993 hat das Cern auf Lizenzzahlungen für das Internet und seine Patentierung verzichtet. Eine wichtige Grundlage für die heutige Nutzung.

29.04.2023

Ohne World Wide Web (WWW) war das Leben ganz anders: Statt Shoppen im Internet Bummeln in der Innenstadt, statt detailverliebter Wikipedia der dicke "Brockhaus" im Regal, statt Klicks im Online-Banking Überweisungsträger per Post. Vieles im früheren Offline-Alltag war zeitraubend.

Vor 30 Jahren (30.4.1993) gab das Direktorium des europäischen Kernforschungszentrums Cern (Conseil européen pour la recherche nucléaire) in Genf das WWW kostenlos für die Öffentlichkeit frei. Das hat das Leben von Milliarden Menschen revolutioniert – unter anderem in Sachen Kommunikation, Beruf, Informationsbeschaffung, Bildung und Einkaufen. Neue Wirtschaftszweige sind entstanden, aber auch neue Formen der Kriminalität. Zudem leiden heute viele Menschen unter Informationsüberfluss und Cybermobbing.

Der historische Schritt des Cern, beim weltweiten Web bewusst auf Lizenzzahlungen und Patentierung zu verzichten, trug maßgeblich zur Bedeutung des Internets in seiner heutigen Form bei.

Als das Internet (Arpanet) 1969 auf die Welt kam, war der neuartige Netzverbund jahrzehntelang erstmal nur für wenige Expertinnen und Experten geeignet, um sich auszutauschen. Komplizierte Kommandos waren nötig, um zu kommunizieren. Erst mit der WWW-Erfindung und den Browsern mit laienfreundlichen Oberflächen wurde das Internet zum Massenphänomen – nach der E-Mail ein weiterer Dienst, der das Netz zum Leben erweckte.

Grafische Browser machen das Internet zum Massenphänomen

Der Durchbruch des WWW für Nicht-Computerspezialisten gelang Marc Andreessen ebenfalls 1993. Der Student entwickelte an der University of Illinois den Mosaic-Browser. Heute benutzen viele die Browser Chrome (von Google), Safari (von Apple) oder Firefox.

Mit grafischen Browsern reichte plötzlich ein Mausklick, um das Internet bedienen zu können. Erst mit Browsern konnten Firmen wie Google, Amazon und Facebook zu Mega-Konzernen aufsteigen.

Das World Wide Web begründete der heute erst 67 Jahre alte britische Physiker und Informatiker Professor Tim Berners-Lee. Ende der 1980er wollte der Informatiker das Informationschaos beim Cern eindämmen. Im März 1989 schlug er seinem Arbeitgeber ein Projekt auf Basis des Hypertexts vor, um den Datenaustausch zwischen den Forscherinnen und Forschern von Cern und darüber hinaus zu vereinfachen. Sein Kollege Robert Cailliau half ihm. Weihnachten 1990 legte Berners-Lee den ersten Web-Server der Welt an ("info.cern.ch"). Am 6. August 1991 machte er die erste Website im Internet öffentlich.

Berners-Lees Entwicklung basiert auf drei Ideen: auf HTML, HTTP und URL. Die textbasierte Auszeichnungssprache "Hypertext Markup Language" beschreibt, wie Seiten auf unterschiedlichsten Rechnerplattformen formatiert und verlinkt werden. Das "Hypertext Transfer Protocol" definiert den technischen Kanal, den Computer benützen, um über das Internet zu kommunizieren. Und der "Uniform Resource Locator" (übergeordnet URI, "Universal Resource Identifier") bezeichnet die Web-Adresse, mit der Inhalte im Netz gefunden werden.

Mosaic-Browser-Erfinder Andreessen (heute 51) machte sich zwar vor 30 Jahren mit Netscape daran, seine Software zur führenden Online-Plattform zu machen. Microsoft-Gründer Bill Gates (heute 67) zog mit seinem Explorer aber nach. Im "Browser-Krieg" blieb Netscape auf der Strecke. Andreessen ist heute laut "Forbes" trotzdem – wie Gates – Milliardär.

dpa