Gebäude des Zukunftsmuseum, der Nürnberger Zweigstelle vom Deutschen Museum in München.
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Technologie-Museum
Zukunftsmuseum in Nürnberg eröffnet

Mit etwas Verspätung hat Nürnberg sein Zukunftsmuseum eröffnet. Das politisch umstrittene Projekt beschäftigt sich mit "Science" und "Fiction".

18.09.2021

Werden wir uns einmal mit fliegenden Autos fortbewegen, von Robotern gepflegt werden und das All besiedeln? Und vor welche heiklen ethischen Fragen könnte uns der technische Fortschritt einmal stellen, wenn er es etwa ermöglicht, Erinnerungen als Datensatz zu speichern oder optimierte Menschen zu erschaffen? Solche Fragen sollen im neuen Nürnberger Zukunftsmuseum diskutiert werden. Am Freitag wurde die Zweigstelle des Deutschen Museums eröffnet. Wegen der Mietkosten, die für den Freistaat anfallen, steht die Staatsregierung in der Kritik.

Das neue Haus solle Diskussionsort und Museum sein, sagte der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, bei der Eröffnung. Zukunft werde in Nürnberg nicht nur ausgestellt, sondern verhandelt. Ursprünglich hätte das Zukunftsmuseum schon Ende 2020 eröffnet werden sollen, wegen der Corona-Pandemie wurde es aber später.

Nun veranschaulichen 250 Exponate, Prototypen und Modelle, wie das Leben in Zukunft aussehen könnte. Ein Globus mit drei Metern Durchmesser zeigt mit Projektionen von Klimadaten oder Flugverkehr die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf den Planeten. Mit einem Fallrohr lassen sich Gegenstände in Schwerelosigkeit untersuchen. Eine Kombination aus Flugtaxi und E-Auto zeigt, was in Städten der Zukunft möglich sein könnte. Es geht um Hyperloops und neuronal gesteuerte Prothesen, um Pflege- und Sexroboter.

"Science" und "Fiction" werden dabei gegenübergestellt, Chancen – aber auch Risiken – von Technik thematisiert. Neben der Technologie zieht sich die Frage als roter Faden durch die Ausstellung, ob und wie wir solche technischen Errungenschaften einsetzen wollen: Darf man ins menschliche Erbgut eingreifen, um Krankheiten auszulöschen? Nehmen uns Roboter Arbeit ab? Oder weg?

Von Samstag an können Besucher in die Ausstellung, am Eröffnungswochenende ist der Eintritt frei. Viele Stationen sind interaktiv. Besucher können etwa am Computer ein Designer-Baby erschaffen oder mit Robotern interagieren. Mitunter erhoffen sich Museumsverantwortliche und Politik, dass sich junge Menschen für Technik begeistern und später in den Bereich streben. Aus "Fiction" solle "Science" werden, aus Wissenschaft Technik und aus Technik Wohlstand für den Menschen, sagte Heckl vom Deutschen Museum.

Museum von Anfang an ein Politikum

Wissenschaft sei immer die Zukunft, sagte Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder (CSU) beim Festakt am Freitag. Das Museum sei hochemanzipatorisch, zukunftsorientiert und für junge Menschen faszinierend. Der Science-Fiction-Fan durchtrennte das rote Band vor dem Gebäude mit einem "Lichtschwert". Für Söder ist die Zweigstelle vom Deutschen Museum in seiner Geburtsstadt Nürnberg ein Prestigeprojekt. Am Freitag betonte er: "Die Idee stammt tatsächlich von mir." Bei Vertragsunterzeichnung war Söder noch Finanzminister gewesen. Fast 28 Millionen Euro hat das Museum an der Pegnitz in der Nürnberger Altstadt gekostet.

Dabei war der Bau von Anfang an ein Politikum: Die Landtagsopposition hält die Mietkosten für viel zu hoch. Im Juli hatte ein von FDP, Grünen und SPD beauftragtes Gutachten den Streit erneut befeuert. Der Mietvertrag weise eine erheblich vermieterfreundliche Tendenz zu Lasten des Mieters auf, heißt es darin etwa. Vermieter des Gebäudes ist eine Firma des Nürnberger Unternehmers Gerd Schmelzer. Für die Miete muss der Freistaat jährlich 2,5 Millionen Euro zahlen – vertraglich auf 25 Jahre festgelegt. Nach dem Gutachten sind davon aber nur 1,09 Millionen Euro zweifelsfrei schlüssig. Inzwischen beschäftigt sich auch der Bayerische Oberste Rechnungshof mit dem Thema.

Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Verena Osgyan, sagte am Freitag, man wünsche dem Museum zum Start viel Glück, könne es aber nicht hinnehmen, dass die Konditionen den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern massiv Schaden zufügten. Söder habe es nicht geschafft, den faden Beigeschmack beiseite zu räumen.

Der verteidigte am Freitag den Bau: Es sei alles x-fach beantwortet worden und alles nach Recht und Gesetz gelaufen. Das Thema sei ausführlich im Landtag behandelt worden. Wenn so etwas in München stattfinde, hinterfrage keiner was. "Und bei uns in Franken wird gern mal alles ein bisschen sehr hinterfragt." Auch Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) betonte: "Alles dokumentiert, alles gut, alles richtig gemacht."

dpa