Es sind sechs Petrischalen zu sehen mit Bakterienstämmen, die von einer Forscherin im weißen Schutzanzug hochgehalten werden.
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Medizinforschung
Entwicklung von Antibiotika gegen resistente Bakterien

Die Harvard University hat eine neue Methode zur Überwindung von Antibiotika-Resistenzen entwickelt. Klinische Tests stehen noch aus.

16.02.2024

Eine kürzlich im Magazin "Science" veröffentlichte Studie der Harvard University in Cambridge beschreibt eine vielversprechende Methode zur Entwicklung neuer Antibiotika. Diese sind potenziell gegen resistent gewordene Bakterien wirksam. 

Wie der "Tagesspiegel" berichtet, haben Forschende unter der Leitung von Andrew Myers eine neue Substanz namens Cresomycin synthetisiert, die eine innovative Strategie zur Überwindung von Antibiotikaresistenzen darstellt. Die vorherrschende Problematik resistenter Bakterienstämme wird vom Tagesspiegel als alarmierend beschrieben: "Die Zahl der Bakterienstämme, die gegen einzelne, mehrere oder gar alle verfügbaren Antibiotika resistent sind, steigt stetig – mit tödlichen Folgen: Allein 2019 starben weltweit 1,27 Millionen Menschen an bakteriellen, aufgrund solcher Resistenzen nicht mehr behandelbaren Infektionen". 

Eine synthetisch hergestellte Substanz, die Bakterien hemmt 

Das Cresomycin-Molekül zeichnet sich durch seine steife Struktur aus, die eine dauerhafte Bindung an die Ribosomen der Bakterien ermöglicht. Dies unterscheidet es von herkömmlichen Antibiotika, die oft aufgrund von Veränderungen der Bindungsstellen der Ribosomen an Wirksamkeit verlieren. "Sie zeigt einen Weg zu Antibiotika auf, die auch mit multiresistenten Keimen fertigwerden", erklärt Mark Brönstrup, Chemiker am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig zum Potential der innovativen Methode, die seine Kolleginnen und Kollegen in Cambridge entwickelt haben. 

Die Forscherinnen und Forscher identifizierten zunächst die Bindungsstellen der Antibiotika-Moleküle an den Ribosomen und entwickelten dann mithilfe computergestützter Methoden ein Molekül, das optimal in diese Stellen passt. Dieses wurde anschließend vollständig synthetisch hergestellt. Gegenüber dem Tagesspiegel erläuterte der Chemiker Mark Brönstrup die aus seiner Sicht bestehenden Herausforderungen dieses Vorgehens: "Das war durchaus eine große Hürde, weil man solche vollständig synthetischen Verfahren lange Zeit für viel zu komplex gehalten hat, um sie zu verwirklichen". 

Die Wirksamkeit von Cresomycin wurde in Labortests an verschiedenen Bakterienstämmen, einschließlich multiresistenter Stämme gezeigt. Im Magazin "Science" heißt es über die neu entwickelte Substanz: "Cresomycin hemmt stark gramnegative und -positive Bakterien, einschließlich multiresistenter Stämme, sowohl in vitro als auch in einem Mausinfektionsmodel". Obwohl klinische Tests an Patienten noch ausstehen, sind die Forschenden zuversichtlich, dass ihre Ergebnisse einen vielversprechenden Ansatz für die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen bieten.

cva