Illustration der Nobelpreisträger in Physik 2022: Alain Aspect, John F. Clauser und Anton Zeilinger.
Niklas Elmehed / Nobel Prize Outreach

Nobelpreise 2022
Physik-Nobelpreis geht an drei Forscher

Ein Franzose, ein Amerikaner und ein Österreicher erhalten den Physik-Nobelpreis 2022. Sie haben Pionierarbeit in der Quanteninformatik geleistet.

04.10.2022

Der Physik-Nobelpreis 2022 ehrt Forschungen im Feld der Quantenmechanik. Ausgezeichnet werden zu gleichen Teilen der Franzose Alain Aspect, der US-Amerikaner John F. Clauser and der Österreicher Anton Zeilinger für "experiments with entangled photons, establishing the violation of Bell inequalities and pioneering quantum information science". Das teilten die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften und die Nobelstiftung am Dienstag in Stockholm mit. Die drei Forscher hätten jeweils "bahnbrechende Experimente" mit sogenannten verschränkten Quantenzuständen durchgeführt, bei denen sich zwei Teilchen auch dann wie eine Einheit verhalten, wenn sie getrennt sind.

Ihre Ergebnisse hätten den Weg für neue Technologien auf der Grundlage von Quanteninformationen geebnet. Anwendung finde ihre Forschung bereits in Quantencomputern, Quantennetzwerken und in der sicheren quantenverschlüsselten Kommunikation. Die Arbeit der Preisträger mit verschränkten Zuständen sei daher von großer Bedeutung, auch über die grundlegenden Fragen zur Interpretation der Quantenmechanik hinaus.

Der 75-jährige Alain Aspect ist Professor an der Université Paris-Saclay und der École Polytechnique in Paris, der 79-jährige John F. Clauser hat eine eigene Firma (J.F. Clauser & Associates) und der 77-jährige Anton Zeilinger ist emeritierter Professor an der Universität Wien und war bis vor Kurzem Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

In den 1960er Jahren entwickelte der nordirische Physiker John Stewart Bell eine mathematische Ungleichung zum Verhalten von zwei Teilchen eines verschränkten Paares, wonach dieses auf unbekannte Parameter zurückgehe. Basierend darauf habe John Clauser 1972 ein praktisches Experiment entwickelt, das gegen die Bellsche Ungleichung verstieß und damit die Gültigkeit der Quantenmechanik bestätigte. Alain Aspect und Anton Zeilinger verwendeten laut Mitteilung dieses Experiment und entwickelten es mit veränderten Bedingungen weiter. Zeilinger habe so unter anderem 1997 ein Phänomen namens Quantenteleportation demonstriert, das es ermöglicht, einen Quantenzustand von einem Teilchen zu einem entfernten zu verschieben. Die Teleportation von Quanten hat ihm den Spitznamen "Mr. Beam" eingebracht.

Die Physik-Nobelpreise der letzten fünf Jahre

2021: Zur Hälfte an den deutschen Meteorologen Klaus Hasselmann und den in Japan geborenen US-Forscher Syukuru Manabe sowie zur Hälfte an den Italiener Giorgio Parisi für ihre Erforschung physikalischer Modelle zum Klimawandel und anderer komplexer Systeme.

2020: Der deutsche Physiker Reinhard Genzel und die US-Amerikanerin Andrea Ghez, die das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße entdeckten. Zudem wurde der Brite Roger Penrose für seine Erkenntnis geehrt, dass die Bildung von Schwarzen Löchern eine Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie ist.

2019: Der kanadisch-amerikanische Kosmologe James Peebles für Erkenntnisse zur Entwicklung des Universums sowie die Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz. Sie entdeckten den ersten Exoplaneten, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist.

2018: Die Laserphysiker Arthur Ashkin (USA), Gérard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada) für die Entwicklung präziser Werkzeuge aus Licht.

2017: Die drei US-Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den direkten Nachweis von Gravitationswellen. Albert Einstein hatte das Phänomen bereits vorhergesagt.

Den ersten Physik-Nobelpreis erhielt 1901 der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der später nach ihm benannten Röntgenstrahlen. Insgesamt wurden seither 115 Nobelpreise in Physik an 219 Personen verliehen, darunter vier Frauen. 23 Mal ging der Preis nach Deutschland, zuletzt 2020 an den Astrophysiker Reinhard Genzel und 2021 an den Meteorologen Klaus Hasselmann.

Physik ist traditionell die zweite der insgesamt fünf klassischen Nobelpreis-Kategorien, deren Preisträger im Verlauf der Nobelwoche bekanntgegeben werden. Am Montag wurde bereits der Schwede Svante Pääbo mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. In den nächsten Tagen folgen die Preise in den Kategorien Chemie, Literatur und Frieden sowie am kommenden Montag der Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. In diesem Jahr sind die Nobelpreise mit zehn Millionen schwedischen Kronen (knapp 920.000 Euro) pro Kategorie dotiert. Verliehen werden alle Preise am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).

zuletzt aktualisiert am 04.10.2022 um 14.26 Uhr, zuerst veröffentlicht um 11.56 Uhr

ckr/dpa