Eine Frau steht in einem Wald mit bunten Bäumen und muss sich entscheiden, welchen Weg sie wählt.
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Wissenschaftskarriere
Promovierenden-Studie Nacaps zeigt erhöhte Unentschlossenheit

Wie geht es den Promovierenden in Deutschland? Diese sowie Fragen zu Zukunftsplänen beantwortet die Nacaps-Studie.

02.05.2024

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlichte diese Woche die nach eigenen Worten "größte deutsche Promovierenden-Studie" Nacaps (National Academics Panel Study) für die Jahre 2021/22. 

Promovierende laut Studie erheblich unentschlossener

  • Während sich 2017/18 noch 30 Prozent bessere Berufschancen durch eine Promotion erhofften, waren es 2021/22 bereits 33 Prozent (2019/20: 31 Prozent). 
  • Nur 14 Prozent der Befragten planen, nach Abschluss der Promotion an einer Hochschule zu arbeiten (2017/18: 22 Prozent, 2019/20: 16 Prozent). 
  • Gut ein Drittel der Befragten, die im Wissenschaftssystem bleiben wollen, strebt eine Professur als Karriereziel an. 
  • 30 Prozent der Promovierenden bevorzugen die Idee, in der Privatwirtschaft unterzukommen, wobei dies seit Beginn der Studie keine eindeutige Aufwärtsbewegung ist (2017/18: 29 Prozent, 2019/20: 26 Prozent). 
  • In außeruniversitären Forschungseinrichtungen wollen vier Prozent unterkommen und damit nur noch die Hälfte des Anteils von 2017/18. 
  • Fast 80 Prozent der Promovierenden, die an einer Hochschule beschäftigt sind, haben einen Vertrag mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren (2017/18: 74 Prozent). 
  • Es fällt auf, dass der Anteil der Unentschlossenen unter den Promovierenden von 25 Prozent 2017/18 auf bemerkenswerte 37 Prozent gestiegen ist. 

Nacaps: Vertragslaufzeiten etwas länger geworden 

"Interessant ist, dass vor allem die Unsicherheit gewachsen ist, in welchem Sektor die Promovierenden später einmal tätig werden möchten", so Dr. Kolja Briedis, Projektleiter von Nacaps. Dieser Befund deckt sich mit dem Ergebnis der DZHW-Wissenschaftsbefragung, nach der auch sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Promotion einen Ausstieg aus der Wissenschaft erwägen. Was ansonsten auffalle, so Briedis weiter, sei vor allem die Konstanz im Vergleich mit vorherigen Kohorten. Es gebe keine ganz großen Umwälzungen, sondern eher graduelle Veränderungen. Aber erkennbar sei, dass Vertragslaufzeiten etwas länger geworden seien. Dennoch erscheine den Befragten eine Karriere an der Universität zunehmend unattraktiver. 

"Interessant ist, dass vor allem die Unsicherheit gewachsen ist, in welchem Sektor die Promovierenden später einmal tätig werden möchten."
Kolja Briedis, Projektleiter von Nacaps

"Eine Promotion kostet Zeit und Geld, und erfreulicherweise haben sich diese zwei wesentlichen Faktoren positiv entwickelt: Durch einen größeren Stellenumfang und längere Vertragslaufzeiten ist eine bessere finanzielle Sicherheit gewährleistet und es kann mehr Zeit in die Promotion fließen", ergänzt Valeria Aman, Co-Projektleiterin von Nacaps. Dies könnte in einer kürzeren Promotionsdauer resultieren, was auch mit Blick auf den internationalen Wettbewerb zu begrüßen sei.

Zur Promovierenden-Studie Nacaps

Mit welchem Ziel wird eine Promotion aufgenommen? Wie zufrieden sind Promovierende mit der Betreuung ihrer Forschung? Ist die Finanzierung ausreichend? Diese und verschiedene weitere Themen können im Datenportal als interaktive Grafiken eingesehen werden und bieten Anregungen für Entscheidungstragende in der Politik, im Bildungswesen und an den Hochschulen. Ergebnisse können nach Merkmalen wie Geschlecht, Migrationshintergrund, Bildungsherkunft, Elternschaft, Fächergruppe und Mitgliedschaft in einem strukturieren Programm differenziert betrachtet werden.

Bislang standen im Nacaps-Datenportal Studienergebnisse aus den Befragungsrunden 2017/18 und 2019/20 zur Verfügung. Nun wurden sie um die im Frühjahr 2023 erhobenen Daten für 2021/22 ergänzt. Mehr als 15.000 Teilnehmende haben im letzten Jahr an Deutschlands größter Promovierendenbefragung teilgenommen.