Forschender hält eine Probe vor einen Bildschirm mit DNA-Sequenz.
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Wissenschaftszeitvertragsgesetz
Wissenschafts-Organisationen kommentieren BMBF-Entwurf

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat sich zum Reformentwurf für das Wissenschaftszeitvertragsgesetz geäußert. Ihre Reaktion ist gemischt.

16.06.2023

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen kritisiert am Entwurf zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), dass eine Zeitspanne von zwei Jahren zu kurz ist für den Übergang von der Postdoc-Phase auf eine Professur oder eine andere unbefristete Position innerhalb der Wissenschaft. Dies geht aus einem am Freitag veröffentlichten Kommentar der Allianz zum vergangene Woche vorgestellten Referentenentwurf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hervor. Laut diesem Entwurf sollen sich die kritisierten zwei Jahre an eine vierjährige Postdoc-Phase anschließen. Sie beinhalten bereits die Zusage, dass die jeweilige Wissenschaftlerin oder der jeweilige Wissenschaftler einen unbefristeten Vertrag in der Wissenschaft erhält.

Die Reaktion der Allianz der Wissenschaftsorganisationen auf den Entwurf ist gemischt. Einerseits begrüßt sie die vorgesehene Mindestlaufzeit für Erstverträge bis zur Promotion. Die auf bis zu vier Jahre angelegte Postdoc-Phase sollte allerdings "nicht verkürzt werden", da Promovierte ausreichend Zeit zur Orientierung und Weiterentwicklung benötigten.

Zwei Jahre zu kurz für Wechsel auf Professur

Die anschließende Phase bis zu einer Professur oder anderen Dauerstelle in der Wissenschaft sei "noch nicht ausreichend adressiert", so die Allianz. Zwei Jahre seien außerdem zu kurz: Diese Phase diene den Forschenden dazu, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen, eine unabhängige Forschungsposition zu entwickeln und Leitungsaufgaben zu übernehmen. Dazu benötigten sie mehrere Jahre intensiver Forschung.

Eine Begrenzung dieser Phase auf zwei Jahre führt laut Mitteilung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen möglicherweise dazu, dass nur diejenigen Forschenden erfolgreich sein können, die bereits im Vorfeld Zeit gespart haben, etwa durch Auslandsaufenthalte. Forschende mit Betreuungsaufgaben oder geringeren finanziellen Möglichkeiten könnten benachteiligt sein, da ihnen diese "Einspargelegenheiten" vielleicht verschlossen seien. Auch könne angesichts der knappen Zeit die Bereitschaft der Forschenden leiden, risikoaffine und innovative Forschung zu betreiben. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen fordert daher, diese Phase auf bis zu sechs Jahre auszuweiten.

Dass der im Referentenentwurf geplante Vorrang der Qualifikationsbefristung gegenüber der Drittmittelbefristung auch für private Drittmittel gelten solle, sieht die Allianz ebenfalls kritisch. Dies erschwere die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.

Der Entwurf zur Reform des WissZeitVG wird aktuell von den Koalitionspartnern SPD und Grüne nicht mitgetragen. Im Anschluss an die Sommerpause soll er im Kabinett verhandelt werden, und das BMBF hat vergangene Woche Zuversicht geäußert, dass ein reformiertes WissZeitVG im kommenden Jahr beschlossen werden könne. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der großen Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland. Zu ihren Mitgliedern gehören beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat.

cpy