In einem Glas voller Geldmünzen wächst eine Pflanze.
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Wissenschaftsfinanzierung
Höchststand der Ausgaben für Forschung und Entwicklung

Noch nie wurde laut "Destatis" für Forschung und Entwicklung in Deutschland so viel Geld investiert wie 2022. Der Zuwachs war bei Firmen am höchsten.

08.03.2024

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland haben im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Berechnungen mitteilt. Diese seien gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 121,4 Milliarden Euro gestiegen. 

Damit setze sich der langjährige Trend steigender Ausgaben für Forschung und Entwicklung fort. Die Entwicklung wäre lediglich im Corona-Jahr 2020 unterbrochen worden, als die Ausgaben gegenüber 2019 um 3,4 Milliarden Euro oder drei Prozent auf 106,6 Milliarden Euro gesunken wären. In diese Zahlen würden die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft, an Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen einfließen. 

Einen deutlichen Ausgabenzuwachs von acht Prozent auf 81,8 Milliarden Euro haben im Jahr 2022 die Unternehmen verzeichnet, meldet Destatis. Damit hätte die Wirtschaft mehr als zwei Drittel der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung bestritten. Die Ausgaben der Hochschulen wären um sieben Prozent auf 22,0 Milliarden Euro gestiegen. Außeruniversitäre Einrichtungen für Forschung und Entwicklung hätten 17,6 Milliarden Euro aufgewendet. Das wären fünf Prozent mehr als im Vorjahr gewesen. 

Ziel der EU-Wachstumsstrategie "Europa 2020" erneut übertroffen 

Der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat im Jahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen wie bereits seit dem Jahr 2020 bei 3,1 Prozent gelegen. Damit hätte Deutschland im sechsten Jahr in Folge das in der EU-Wachstumsstrategie "Europa 2020" festgelegte Ziel übertroffen, mindestens drei Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung aufzuwenden. Der EU-Durchschnitt hätte für 2022 bei nur 2,2 Prozent gelegen. Bis 2025 will die Bundesregierung laut destatis den Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am BIP auf 3,5 Prozent steigern. 

Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Bundesregierung werden von der Opposition laut jüngster Anfragen im Bundesausschuss "Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung" eher kritisch beäugt. Um den Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der "Zukunftsstrategie Forschung und Innovation" geht es in einer Kleinen Anfrage (20/10513) der CDU/CSU-Fraktion vom 7. März. In dem Ende 2023 veröffentlichten Bericht werde nicht über Erfolgskontrolle und Messung der Fortschritte berichtet, kritisieren die Fragestellenden und formulieren in ihrer Vorlage “100 Fragen zur Einjahresbilanz der ‘Zukunftsstrategie für Forschung und Innovation'". 

Unter anderem möchte die Fraktion mit ihren Fragen wissen, wie sich in Deutschland seit 2021 die gemeinsam mit den Ländern, Kommunen und der Wirtschaft getätigten Investitionen in Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) entwickelt hätten, welche Innovationsregionen es nach Auffassung der Bundesregierung gebe, mit welcher konkreten Förderung sie rechnen könnten und wie sich der Anteil des aus dem Ausland angeworbenen Wissenschafts- und Forschungspersonals an Universitäten in Deutschland seit 2020 entwickelt habe. 

Naturwissenschaften und Mathematik außeruniversitär führend  

Im Jahr 2022 wären 36 Prozent der Ausgaben der außeruniversitären Einrichtungen auf Institutionen, die Forschung und Entwicklung im Wissenschaftszweig Naturwissenschaften und Mathematik betreiben, entfallen. Hier wären die Ausgaben um drei Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung wären die Wissenschaftsgebiete Physik, Astronomie und Biologie mit Ausgaben von insgesamt 4,4 Milliarden Euro gewesen. Das entspräche einem Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Mit 0,4 Milliarden Euro wären die wenigsten Ausgaben im Wissenschaftszweig Kunst und Kunstwissenschaften getätigt worden. Das entspreche einem Anteil an allen Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung in den außeruniversitären Einrichtungen von 2,2 Prozent. Nach einem deutlichen Rückgang der Ausgaben um 2,3 Prozent im ersten Corona-Jahr 2020 und einer leichten Verminderung um 0,4 Prozent im Jahr 2021, wäre im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich aber ein Zuwachs von neun Prozent erzielt worden. 

Bund und Länder investieren in Forschungseinrichtungen  

Mit einem Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 hätten die etwa 300 gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Einrichtungen, wie beispielsweise die Institute der Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft, bei den Ausgaben einen Spitzenplatz eingenommen. Die übrigen Bereiche hätten im gleichen Zeitraum einen Mittelabfluss von zusammen 4,8 Milliarden Euro generiert, was einem Zuwachs von fünf Prozent entspräche. 

Den prozentual stärksten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr hätten dabei mit zwölf Prozent die sonstigen staatlich geförderten Organisationen ohne Erwerbszweck erzielt, die bereits im Jahr 2021 mit einem Plus von 20 Prozent den deutlichsten Anstieg bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen verzeichnet gehabt hätten. 

Personalzuwächse in außeruniversitären Forschungseinrichtungen 

Die Personalsituation in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen hätte sich auch im Jahr 2022 verbessert. Diese Entwicklung folge einem langjährigen Trend, der sowohl das wissenschaftliche Personal als auch alle Beschäftige im Bereich der Forschung und Entwicklung betreffe. So hätte die Zahl der auf die volle Arbeitszeit umgerechneten Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) beim wissenschaftlichen Personal um 1,2 Prozent auf 64.500 zugenommen. Bei dem weiblichen Personal mit wissenschaftlichen Aufgaben sei der Anstieg mit einem Plus von 2,7 Prozent ausgeprägter als bei den männlichen Beschäftigten mit 0,4 Prozent. 

Mit einem Anteil der Frauen von 36 Prozent an allen wissenschaftlichen Beschäftigten hätte erneut keine Geschlechterparität erreicht werden können, jedoch sei der Anteil gegenüber dem Vorjahr zumindest konstant (2021: 36 Prozent) geblieben. Etwas günstiger stelle sich die Situation bei dem insgesamt in der Forschung und Entwicklung tätigen Personal dar. Hier wäre der Frauenanteil gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 42 Prozent geblieben. 

Methodische Hinweise 

Einnahmen und Ausgaben sowie das Personal der deutschlandweit etwa 1.000 außeruniversitären Forschungseinrichtungen werden von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder erhoben. Die außeruniversitären Einrichtungen für Forschung und Entwicklung gliedern sich in vier Bereiche: 

  1. öffentliche Einrichtungen des Bundes, der Länder und der Kommunen, 
  2. gemeinsam von Bund und Ländern geförderte Einrichtungen, 
  3. sonstige, staatlich geförderte Organisationen ohne Erwerbszweck und 
  4. wissenschaftliche Museen und Bibliotheken. 

Die Erhebungsergebnisse werden nach Wissenschaftszweigen und -gebieten, dem Typ der Einrichtung sowie nach soziodemografischen Merkmalen der Beschäftigten gegliedert.

cva