Das Bild zeigt Olaf Scholz beim Eröffnungsrundgang auf der Hannover Messe 2024.
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Gipfel für Forschung und Innovation
Mehr Tempo beim Transfer von Forschung in Praxis

Forschungsergebnisse sollten schneller in die Praxis übersetzt werden, fordert Olaf Scholz. KI stand im Mittelpunkt des Forschungsgipfels.

23.04.2024

Beim gestrigen "Gipfel für Forschung und Innovation" diskutierten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über Strategien, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern. Veranstalter des Gipfels, der erstmals auf der Hannover Messe stattfand, sind der Stifterverband, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) und die VolkswagenStiftung. Im Mittelpunkt der Gespräche stand der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Denn nur jedes vierte Unternehmen und nur jede zweite Hochschule sieht Deutschland bei KI-Forschung und -Innovation noch als international wettbewerbsfähig an.

Bei der Eröffnung des Gipfels erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz: "Forschung ist der entscheidende Faktor für unseren Erfolg als Industrie- und Exportland. Deshalb investieren Unternehmen und Staat so viel Geld wie noch nie in Forschung und Entwicklung. Was heute in Deutschland erfunden wird, ist morgen unser Wettbewerbsvorteil – und schafft Arbeitsplätze und Wohlstand. Deutschland soll nicht nur in der Grundlagenforschung spitze bleiben. Wir wollen, dass die Erkenntnisse auch von deutschen Firmen weiterentwickelt, vermarktet und verkauft werden. Die Voraussetzung dafür ist: Mehr Tempo beim Transfer von der Forschung in die Praxis." Bereits am Sonntagabend hatte er einen Ausbau der staatlichen Forschungsförderung zu diesem Zweck angedeutet.

"Deutschland soll nicht nur in der Grundlagenforschung spitze bleiben. Wir wollen, dass die Erkenntnisse auch von deutschen Firmen weiterentwickelt, vermarktet und verkauft werden."

Bundeskanzler Olaf Scholz

Diskussionspapier zeigt Herausforderungen auf

Das im Rahmen des Gipfels veröffentlichte Diskussionspapier "K3 – Innovationen in Deutschland: Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI" verdeutlicht, vor welchen Herausforderungen Deutschland und Europa im Hinblick auf Forschung und Innovation stehen. Ihre anfangs führende Position im Bereich KI sei an China und die USA verloren worden. Potenziale bestünden allerdings weiterhin in der industriellen KI-Anwendung. Die deutsche Wirtschaft nutze KI-Technologien allerdings noch wenig. In einer für den Gipfel durchgeführten Befragung bestätigten überdies 56 Prozent der Hochschulleitungen, dass Wissenschaft und Wirtschaft beim Thema KI wenig miteinander kooperierten, noch geringer seien Kooperationen mit der Wirtschaft insgesamt (26 Prozent). Dadurch gehe wichtiges Transferwissen verloren.

Während die Ausbildung ausgezeichnet sei, wurde als großes Problem die Abwanderung benannt. "Die besten eines Jahrgangs gehen zu den KI-Unternehmen in die USA. Sie wollen mit brillanten Leuten an den großen Aufgaben arbeiten", zitierte "Research.Table" Jonas Andrulis, Gründer und CEO von "Aleph Alpha". Er plädiert für mehr Zusammenarbeit – auch mit der Industrie. In diese Richtung denkt auch Bernhard Schölkopf vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen, der laut "Research.Table" paneuropäische Doktorandenprogramme und KI-Großprojekte ins Gespräch brachte. Deutschland und Europa seien noch nicht vollständig abgehängt: "Das Blatt kann sich innerhalb von zwei bis drei Jahren noch wenden."

dpa/hes