Das Bild zeigt Meereswellen vor den Galapagosinseln
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Klimawandel
Meeresspiegel steigt schneller als gedacht

Forscher haben aufgrund von Messungen errechnet, dass der Meeresspiegel bis 2100 mehr als doppelt so hoch steigen wird wie bisher angenommen.

13.02.2018

Der Meeresspiegel steigt jedes Jahr etwas schneller - und der Zuwachs könnte bis zum Jahr 2100 mehr als das Doppelte bisheriger Prognosen erreichen. Das haben Wissenschaftler anhand von Satellitenmessungen errechnet. Seit 1993 stieg der Meeresspiegel im weltweiten Durchschnitt jährlich um etwa drei Millimeter. Die nun gemessene Beschleunigung könnte dazu führen, dass der Anstieg im Jahr 2100 zehn Millimeter pro Jahr beträgt. Das berichtet die Forschergruppe um Steve Nerem von der University of Colorado in Boulder in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Vorsichtige Schätzung des Anstiegs

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte demnach der Durchschnittspegel an den Küsten um 65 Zentimeter höher liegen als im Jahr 2005 - bisher waren häufig etwa 30 Zentimeter angenommen worden. "Und das ist mit ziemlicher Sicherheit eine vorsichtige Schätzung", wird Nerem in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Bei ihrer Kalkulation gingen die Forscher davon aus, dass sich die Veränderungsrate der vergangenen 25 Jahre in Zukunft fortsetzt. "Angesichts der großen Veränderungen, die wir heute in den Eisschilden sehen, ist das unwahrscheinlich", betont Nerem. Anders ausgedrückt: Der Anstieg wird wahrscheinlich noch höher ausfallen als von den Forschern prognostiziert.

Nerem und Kollegen verwendeten die längste bisher vorhandene Satellitenmessreihe zur globalen Meereshöhe. Sie begann mit dem Start des Erdbeobachtungssatelliten "Topex/Poseidon" im August 1992 und wurde mit den drei "Jason"-Satelliten fortgesetzt. Die Wissenschaftler berücksichtigten verschiedene Faktoren, die den globalen Meeresspiegel beeinflussen, etwa das Klimaphänomen El Niño im Pazifik. Auch die Schwankungen in den Wassermengen, die an Land gespeichert werden, gingen in die statistische Analyse ein.

Gründlich ausgewertete Messdaten

Bedeutsam war zudem der Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo 1991: Dessen Auswirkungen auf den Meeresspiegel zeigten sich noch zu Beginn der Satellitenmessreihe. Ebenso glichen die Forscher die Satellitenmessungen, die sich auf das offene Meer beziehen, mit Gezeitenpegelständen an den Küsten ab. Nach Berücksichtigung all dieser Faktoren errechnete das Team um Nerem eine jährliche Beschleunigung des globalen Meeresspiegelanstiegs um 0,08 Millimeter. Es ergibt sich also eine exponentielle Kurve mit stets zunehmenden Anstiegsraten. Verantwortlich für den Anstieg ist zum einen das Abschmelzen der Eisschilde, zum anderen der Umstand, dass Wasser sich bei Erwärmung ausdehnt.

"Die Studie stellt sehr glaubhaft dar, dass es eine Beschleunigung des Anstiegs gibt", urteilt Ingo Sasgen vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Die Forscher hätten nicht nur neue Messdaten verwendet, sondern diese auch sehr gründlich ausgewertet. So seien zahlreiche Effekte, die nichts mit dem Klimawandel zu tun haben, herausgerechnet worden. Dass beim deutschen Küstenschutz zum Teil mit einem Meeresspiegelanstieg um bis zu 1,70 Meter gerechnet werde, erklärt Sasgen mit Extremwerten, die dabei angenommen worden seien.

dpa/gri