Gesichts-Skulpturen von Igor Mitoraj
mauritius images / Picfair / Uwe

Karriere-Praxis
Welche Macht Düfte im Berufsleben haben

Menschen senden unbewusst ununterbrochen Düfte aus, die etwas über deren Emotionen verraten. Wie jemand riecht, beeinflusst auch dessen Berufsleben.

14.06.2020

Wie sehr das Riechen das Leben der Menschen, auch im Beruf, bestimmt, wird unterschätzt. "Die Geruchsleistung des Menschen ist viel besser als man gemeinhin denkt", schreibt Bettina Pause in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre unter Berufung auf neueste empirische Studien. Diese zeigten auch, dass Menschen, die ein größeres soziales Netzwerk haben oder auch stärker empathisch orientiert sind, besser riechen können.

Menschen erhalten der Düsseldorfer Professorin zufolge über den Geruchssinn permanent unzählige Informationen. Zeitgleich sende der Körper über den Geruch eine Vielzahl an Informationen aus, etwa über die genetische Individualität und die Persönlichkeit bis hin zu metabolischen oder hormonellen Prozessen. Auch der emotionale Zustand einer Person lasse sich erriechen, etwa Stress oder Angst. Diesen Geruch nähmen Menschen nicht bewusst, wohl aber unterschwellig wahr und reagierten körperlich darauf. Im Gehirn würden dadurch bestimmte Areale aktiviert, etwa das Areal für Empathie.

Die Information, die vom Körpergeruch ausgeht, verschiebe bei widersprüchlichen Informationen – etwa Lächeln und Angstgeruch – die soziale Wahrnehmung hin zum "Wesentlichen": das Angstsignal überwiegt, denn das Lächeln könnte eine Täuschung sein, schreibt Pause. Dieser Zusammenhang sei im Berufsleben besonders wichtig. Der Geruch fungiere hier als "Ehrlichkeitsinformation", da er im Gegensatz zu Stimme und Mimik nicht verändert und gefälscht werden könne.

"Wenn sich ein Jobkandidat auf eine Stelle bewirbt, allerdings im Bewerbungsgespräch Angst verspürt, sorgen diese Angstsignale beim Gegenüber für Vertrauensverlust. Bei Aggressionsgeruch steigt die Aggression auch beim (männlichen) Gegenüber", so die Sozialpsychologin. Um im Beruf oder privat die Emotionen des Gegenübers zu steuern, helfe es nicht, ein bestimmtes Parfüm aufzutragen. Die Information "Ich bin ein Rosenbusch" komme lediglich zu den anderen ausgesandten Geruchsinformationen dazu. "Aggressionen oder Angst, die über den Geruch vermittelt werden, werden nicht überdeckt, sondern in jedem Falle exprimiert", schreibt Pause. Für den langfristigen beruflichen Erfolg sei es daher sinnvoller, möglichst authentisch zu sein. Das sorge für mehr Klarheit und Sicherheit im zwischenmenschlichen Umgang.

ckr