Menschenmenge auf der Spanischen Treppe in Rom
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Demographie
Menschen in gebildeten Gesellschaften leben länger

Mit dem Bildungsniveau eines Landes steigt auch die Lebenserwartung der dortigen Bevölkerung. Auch weniger Gebildete profitieren dabei.

29.04.2019

Die gesamtgesellschaftliche Bildungsstruktur wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung jedes Einzelnen aus. Das geht aus einer Mitteilung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu einer Studie hervor, an der auch Forschende aus Tokio und Rom beteiligt waren.

Für die Studie analysierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Entwicklung der Lebenserwartung in den USA, Dänemark und Italien von 1990/91 bis 2010/2011. In allen drei Ländern stiegen Bildungsniveau und Lebenserwartung in diesen 20 Jahren an, wobei jeweils etwa ein Fünftel der Erhöhung der Lebenserwartung auf die angestiegene Bildungsstruktur des Landes zurückführen sei.

Dementsprechend könne man in Italien, wo die Lebenserwartung in diesem Zeitraum durchschnittlich um 5,1 Jahre angestiegen ist, rund ein Jahr dieser höheren Lebenserwartung auf die verbesserte Bildungsstruktur des Landes zurückführen. In Dänemark (plus 4,2 Jahre) könne man ebenfalls von rund einem Jahr ausgehen, in den USA (plus 3,8 Jahre) von etwa einem halben Jahr. Der Rest sei auf bessere Gesundheitsmaßnahmen zurückzuführen.

Die Studie umfasste Männer und Frauen ab 30 Jahren und unterteilte die Personen in drei Ausbildungsgruppen. Den Einfluss der medizinischen Versorgung auf die Lebenserwartung isolierten die Forschenden dabei statistisch und trennten ihn von den Bildungseffekten.

Alle für einen

Auch weniger Gebildete profitierten der Mitteilung zufolge vom durchschnittlichen Bildungsstand ihres Landes. "Die Lebenserwartung ist ein äußerst komplexes Maß, das von vielen Faktoren abhängt. Unsere Studie zeigt aber, dass dieses Maß nicht nur die tatsächliche Sterblichkeit der Bevölkerung widerspiegelt, sondern auch die gesamtgesellschaftliche Struktur nach dem Bildungsgrad, der sich seinerseits auf das Sterberisiko jedes einzelnen auswirkt", sagt Marc Luy, Demograph an der ÖAW.

Zwar sei bereits länger bekannt, dass die Lebenserwartung mit jedem Jahr in der Ausbildung graduell ansteigt, so Luy, neu und überraschend sei aber die Erkenntnis, dass sich der durchschnittliche Bildungsstand eines Landes derart stark auf die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung auswirke.

"Somit kann man Bildungspolitik auch als Teil der Gesundheitspolitik betrachten", schließt Luy. Die Studie könne daher auch als Grundlage für weitere Untersuchungen zum Zusammenhang von Bildung und Gesundheit dienen. Zum Beispiel zum gesellschaftlichen Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil oder Präventionsmaßnahmen. Weltweit hat die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.

ckr