Russische Mitarbeiter des gemeinsamen Exomars-Projekts von Esa und Roskosmos bereiteten noch am 22. Februar eine Proton-M Schwergut-Trägerrakete für den Transport vor.
picture alliance/dpa/TASS / Mikhail Japaridze

Raumfahrt in Kriegszeiten
Weiteres Weltraum-Projekt gestoppt

Die Esa setzt ein europäisch-russisches Weltraumprojekt zum Mars aus. Die Internationale Raumstation ISS wird hingegen zunächst weiter betrieben.

18.03.2022

Die europäische Raumfahrtagentur Esa setzt das europäisch-russische Weltraumprojekt "Exomars" angesichts des Ukraine-Kriegs aus. Der Esa-Rat sei einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass es derzeit unmöglich sei, das Projekt gemeinsam mit Russland durchzuführen, teilte die Esa am Donnerstag in Paris mit. Beim Projekt "Exomars" geht es um die Suche nach Spuren von Leben auf dem Mars.

Russlands Raumfahrtbehörde Roskomos kritisierte die Entscheidung. Es sei sehr bedauerlich, dass die Esa "ihre antirussische Haltung über die allgemeinmenschlichen Ziele der Erforschung des Universums" stelle, sagte ein Sprecher der Agentur Interfax zufolge. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin kündigte eine eigene russische Forschungsmission zum Mars an.

Als Reaktion auf EU-Sanktionen hatte die russische Raumfahrtbehörde bereits die Zusammenarbeit bei Weltraumstarts in Kourou in Französisch-Guayana ausgesetzt. Alle für Sojus-Starts vorgesehenen Missionen wurden deshalb auf Eis gelegt. Nach alternativen Startmöglichkeiten für diese Missionen werde nun gesucht, teilte die Esa am Donnerstag mit.

Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat seine Kooperation mit russischen Partnern ausgesetzt. Moskau hat zudem die Lieferung von Raketentriebwerken an die USA gestoppt.

Betrieb der ISS planmäßig fortgesetzt

Das Programm für die Internationale Raumstation (ISS) werde nominell weiter betrieben, erklärte die Esa. Das Hauptziel bestehe darin, den sicheren Betrieb der ISS fortzusetzen, einschließlich der Aufrechterhaltung der Sicherheit der Besatzung. Derzeit ist der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer gemeinsam mit zwei russischen und vier US-amerikanischen Kollegen auf der ISS.

Die Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Westen bei der ISS ist wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine und den verhängten Sanktionen gegen Moskau schwer belastet – auch wenn beide Seiten betonen, die Station zunächst weiter betreiben zu wollen. An der ISS sind Russland, die USA, Japan, Kanada und Mitgliedstaaten der Esa beteiligt. Russland kümmert sich auch um den Unterhalt der Raumstation. Roskosmos hat die Zukunft der Station nach Auslaufen des Vertrags 2024 bereits vor dem Einmarsch in die Ukraine und den folgenden internationalen Spannungen offen gelassen. Die Nasa strebt eine Laufzeit bis 2030 an.

Trotz der aktuellen Spannungen sollen am Freitag drei Kosmonauten vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus zur ISS starten. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass eine rein russische Besatzung zur ISS fliegt. Auch die für Ende März anvisierte Rückkehr eines US-Astronauten und zweier Kosmonauten in einer russischen Sojus-Raumkapsel soll wie geplant stattfinden. Ende April soll Maurer zur Erde zurückkehren.

Über die weiteren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf ihre Aktivitäten will die Esa in den kommenden Wochen beraten, um den Mitgliedstaaten spezifische Vorschläge zur Entscheidung vorzulegen.

dpa/ckr