Portraitgemälde von Molière Jean-Baptiste Mauzaisse (1784-1844), der ein Gemäldes von Pierre Mignard (1612-1695) kopierte..
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Molière
Der coolste Klassiker

Auch 400 Jahre nach seiner Geburt trifft er noch die Schwächen der Menschen: Molière gehört weiterhin zu den meistgespielten Dramatikern.

15.01.2022

In der Komödie "Der Geizige" macht sich Molière über Geldgier lustig, in "Tartuffe" spöttelt er über religiöse Heuchler und im Stück "Der Bürger als Edelmann" verhöhnt er den Wunsch, mehr sein zu wollen als man ist. Mit Molière kam vor 400 Jahren einer der bedeutendsten Dichter Frankreichs zur Welt – und international einer der meistgespielten und meistgelesenen Autoren weltweit. Denn in seinen Werken nimmt er die Schwächen und Laster der Menschen auf die Schippe. Und die haben sich seitdem kaum verändert.  

Molière wurde im Januar 1622 in Paris geboren. Gemeinhin gilt der 15. Januar als das Geburtsdatum des Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers. Für einige Biografen soll er an diesem Tag in der Pariser Kirche Saint-Eustache zwar nur getauft worden sein. Ganz egal, das Pariser Theater Comédie-Française beginnt das Molière-Jahr am 15. Januar mit "Tartuffe" über scheinheilige Frömmler und Ideologen. Die Comédie-Française wird auch das Haus Molières genannt, obwohl das Allround-Talent – er schrieb die Werke, führte Regie und verkörperte die Hauptrollen – sieben Jahre vor der Gründung des Theaters gestorben ist. Die Schauspielstätte entstand 1680 auf Wunsch von Ludwig XIV. durch die Vereinigung zweier Truppen, darunter die des am 17. Februar 1673 gestorbenen Dramatikers.

Molière 2022

Das Molière-Jahr wird begangen mit Workshops und Kolloquien, Veranstaltungen, Ausstellungen und Bucherscheinungen – nicht nur in Frankreich, sondern auch etwa in Belgien, Italien und den Vereinigten Staaten. Die Comédie-Française bringt ihre Molière-Inszenierungen in Zusammenarbeit mit Kinos im ganzen Land auf die Leinwände.

Das Programm des Molièr-Jahres "Molière 2022" ist online einsehbar.

Immer noch aktuell

In Frankreich ist Molière sowas wie ein Nationalheld. Schon ab dem 18. Jahrhundert wurden seine Werke weit über die Grenzen Frankreichs aufgeführt. Er machte die Komödie, die als untergeordnetes Genre galt, zu einer der Tragödie gleichwertigen Gattung. Molières Ziel war es, durch Ironie und Witz die Menschen aufzuklären.

Molière sei der coolste Klassiker überhaupt, behauptet Didier Sénécal. Für den Schriftsteller, Historiker und Literaturkritiker bringt Molière nicht nur zum Lachen. Seine Stücke müssten auch keinem zeitlichen Kontext angepasst werden. Jeder verstehe seine Sprache und die Ironie seiner Dialoge, meint er in einer Analyse über die Bedeutung von Molière heute. Und: Heuchler sowie Macht- und Geldgierige gibt es wohl, solange es Menschen gibt.

Molières Werke wie "Der Menschenfeind" und "Der Arzt wider Willen" sind weltbekannt. Über ihn persönlich weiß man nur wenig, angefangen beim Geburtsdatum. So wird sein Werk nicht nur als Spiegel der damaligen Gesellschaft interpretiert, sondern auch streckenweise als autobiografisch.

Molières Leben und sein Werk

In der Komödie "Die Schule der Frauen" aus dem Jahr 1662 tritt er für das Recht junger Frauen auf eine Liebesheirat ein. Zufall oder nicht? Am 20. Februar desselben Jahres heiratete er mit 40 die rund 20 Jahre jüngere Armande Béjart. Die Verbindung galt nicht nur wegen des Altersunterschieds als skandalös. Armande war die Schwester von Madeleine Béjart, der Geliebten von Molière. Böse Zungen behaupteten sogar, sie sei seine eigene Tochter gewesen.

Molière hatte mit Madeleine Béjart 1643 eine eigene Theatergruppe gegründet, statt in die königlichen Dienste zu treten wie sein Vater und sein Jurastudium abzuschließen. Er nahm den Namen Molière an, da Komiker früher oft Pseudonyme nutzten, um ihren Familien Schande zu ersparen. Die katholische Kirche exkommunizierte zu dieser Zeit Schauspieler, die sie als "verkommen" betrachtete.

Über zwölf Jahre tourte Molière mit seiner Truppe durch Frankreich. Im Jahr 1658 kehrte er wieder nach Paris zurück. Dort wurde König Ludwig XIV. auf ihn aufmerksam – und zu seinem Gönner.

Mit "Der eingebildete Kranke" schrieb Molière sein letztes Stück, das am 10. Februar 1673 in Paris uraufgeführt wurde. Ironie des Schicksals: Darin spielte er die Hauptrolle des Hypochonders Argan, der sich einbildet, krank zu sein. Nur: Molière war wirklich krank. Er litt an Tuberkulose. Bei der vierten Aufführung am 17. Februar erlitt er einen Blutsturz, an dem er kurz danach starb.

Weil Molière als Schauspieler von der Kirche exkommuniziert war, hätte sein Leichnam in einem Massengrab beigesetzt werden sollen. Doch mit Hilfe des Königs wurde der Leichnam von Molière am 21. Februar heimlich ohne Zeremonie bei Dunkelheit auf dem Friedhof Saint-Joseph begraben. Im Jahr 1817 wurden die Überreste auf den 1804 angelegten berühmten Friedhof Père Lachaise gebracht.

dpa/cpy