Foto eines Grauen Mausmakis in Madagaskar.
Franziska Huebner / Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung

Primatenforschung
Intelligenz verlängert das Leben

Eine Langzeitstudie auf Madagaskar gibt Aufschluss über den Zusammenhang zwischen geistigen Fähigkeiten und der Überlebensrate bei Mausmakis.

13.07.2023

Forschende haben bei Primaten untersucht, durch welche Eigenschaften bestimmte Individuen einer Art länger leben als andere. Im Vorteil sind demnach Tiere, die klüger oder erkundungsfreudiger und körperlich fitter sind als ihre Artgenossen. Die Studie ist am Mittwoch im Fachmagazin "Science Advances" erschienen.

Die Forschungsgruppe um Dr. Claudia Fichtel vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen untersuchte 198 wildlebende Graue Mausmakis. Die Primaten sind in Madagaskar beheimatet und gehören zur Gruppe der Lemuren. Die Forschenden fingen die Tiere regelmäßig vorübergehend ein, führten verschiedene Kognitions- und Persönlichkeitstests durch, wogen die Mausmakis und verfolgten ihre Überlebensrate über mehrere Jahre hinweg. In vier Fütterungsszenarien untersuchten sie die Fähigkeit der Tiere zur Problemlösung, zum räumlichen Erinnern, zur Impulskontrolle und ihr Verständnis von Zusammenhängen. Zudem testeten die Forschenden das Erkundungsverhalten und die Neugier der Primaten.

Laut der Studie zeigten Individuen, die in den Kognitionstests am besten abschnitten, weniger Erkundungsverhalten als ihre weniger schlauen Artgenossen. Die erkundungsfreudigeren Tiere wiesen jedoch ein höheres Gewicht auf, da sie vermutlich leichter Nahrung fanden. Eine hohe Lebenserwartung beobachteten die Forschenden sowohl bei Tieren mit besseren kognitiven Leistungen, als auch bei Tieren mit höherem Gewicht und stärkerem Erkundungsverhalten. Im Schnitt wurden die Primaten 1,94 Jahre alt.

"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass schlau zu sein oder eine gute körperliche Kondition und erkundungsfreudiges Verhalten vermutlich unterschiedliche Strategien darstellen, die zu einer längeren Lebensdauer führen können", sagte Fichtel. In künftigen Studien wolle sie mit ihrem Team untersuchen, wie die kognitiven Fähigkeiten das Verhalten bei der Nahrungs- oder Partnersuche beeinflussen.

ckr