Rückenansicht eines älteren Pärchens an einem Fenster.
mauritius images / Image Source / Nancy Honey

Lebenserwartung
Welches Geschlecht lebt länger?

Statistiken der meisten Länder zeigen, dass Frauen ein höheres Durchschnittsalter erreichen als Männer. Wie aussagekräftig ist dies wirklich?

04.08.2022

Frauen leben länger als Männer, so wurde bisher auf Basis der durchschnittlichen Lebenserwartung angenommen, also der gemittelten Lebensdauer. Diese Herangehensweise wurde nun von einer dänischen Studie hinterfragt: Die durchschnittliche Lebenserwartung sei zu ungenau, Abweichungen vom Mittelwert zu häufig. Die Forschenden der Universität Odense haben deshalb anhand der Lebensdaten der Menschen von knapp 200 Ländern berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass Männer Frauen überleben. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Männer zwar tatsächlich nicht älter als Frauen werde, aber dass diejenigen, die älter werden, eine beträchtliche Gruppe bildeten.

Die Forschenden haben gezeigt, dass der Prozentsatz der Männer, der älter wird als Frauen in ihrem Beobachtungszeitraum von 1751 bis 2020 bei fast allen untersuchten Gesellschaften zwischen 25 und 50 Prozent liegt. Dies bedeute, dass von vier Männern ein oder zwei eine zufällig ausgewählte Frau zu fast allen Zeitpunkten und in den allermeisten Populationen überlebten. Für die Vereinigten Staaten von Amerika stellten die Forschenden fest, dass dabei Männer, die einen Hochschulabschluss haben oder verheiratet sind, eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit hatten, Frauen zu überleben, speziell, wenn diese keinen Highschoolabschluss hatten und alleinstehend waren. 

Die Studienautorinnen und Studienautoren berichten weiter, dass in einigen Fällen Männer Frauen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent überlebten: Etwa in Island Ende des 20. Jahrhunderts oder im Iran oder Jordanien in den 1950er Jahren. Vergleiche der durchschnittlichen Lebensdauer verschleierten diese hohen Prozentsätze. Die Dauer der individuellen Lebensspanne werde bestimmt durch eine Kombination unterschiedlicher Faktoren, neben der körperlichen Verfassung auch dadurch, wie man sich verhalte, nicht etwa nur durch das Geschlecht. Die Ungleichheiten liegen nicht pauschal in geschlechtsspezifischen Unterschieden, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Den Forschenden zufolge eigne sich die von ihnen verwendete Überlebensstatistik auch dafür, Ungleichheiten zwischen Gruppen in einer Gesellschaft hinsichtlich der Gesundheit zu bewerten. Mit ihrer Hilfe könnten Dynamiken aufgedeckt werden, die konventionelle Indikatoren, etwa die durchschnittliche Lebenserwartung, nicht abbildeten.

cpy