Eine Frau mit dunkelbraunem Haar und dunkelblauem Anzug sitzt in einem Gerichtssaal neben einem Mann in Anwaltsrobe.
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Wissenschaftliches Fehlverhalten
Gericht erklärt Kündigung von Politologin Guérot als rechtmäßig

Der Politologin Ulrike Guérot wurde von der Uni Bonn wegen Plagiatsvorwürfen gekündigt. Das Arbeitsgericht hat dies für rechtmäßig erklärt.

25.04.2024

Das Arbeitsgericht Bonn wies die Klage der 60 Jahre alten Wissenschaftlerin gegen die Kündigung ab. Guérot sagte anschließend der Deutschen Presse-Agentur, sie werde gegen das Urteil in Berufung gehen.

"Pflichtverletzung der Klägerin durch Täuschung" 

Die Universität hatte die Kündigung mit Plagiatsvorwürfen begründet. Das Gericht folgte dem und stellte eine "Pflichtverletzung der Klägerin durch Täuschung" fest. Ausschlaggebend für das Gericht war dabei Guérots Buch "Warum Europa eine Republik werden muss". In diesem Buch habe sie an mehreren Stellen Aussagen anderer zitiert und dies nicht richtig kenntlich gemacht, was einem wissenschaftlichen Fehlverhalten und auch einem Plagiat entspreche. 

Den Täuschungsversuch sieht das Gericht darin begründet, dass sich Guérot unter anderem mit diesem Buch um die Professur in Bonn beworben hatte. Da sie keine wissenschaftliche Anfängerin sei, sondern sich auf höchstem akademischem Niveau bewege, sei dies als besonders schwerwiegend zu werten und rechtfertige eine Kündigung auch ohne vorherige Abmahnung. 

Guérot kündigte ihr Berufungsvorhaben an 

Guérot sagte nach dem Richterspruch, sie sei "überrascht von dem Urteil". Sie halte die Begründung nicht für schlüssig und sei sehr optimistisch, dass das Landesarbeitsgericht das Urteil in zweiter Instanz korrigieren werde.

Um die Professur beworben habe sie sich 2020 mit einem 195-seitigen Dossier, in dem sie allein neun Bücher und ungefähr 800 wissenschaftliche Artikel aufgeführt habe. Diese Unterlagen seien von der Universität geprüft worden, und danach hätten sich alle Prüfer und Gremien für ihre Berufung ausgesprochen. 

"Damit will ich nur sagen: Es gab im Laufe des Verfahrens vielfältige Möglichkeiten, in den Arbeiten meines Dossiers Fehler zu finden." Damals sei aber nichts gegen sie vorgebracht worden. Einzelne problematische Passagen aus dem Europa-Buch habe sie schon Jahre zuvor öffentlich eingestanden. "Das hätte die Uni ja wissen können." 

Guérot aufgrund umstrittener Äußerungen bekannt 

Guérot hatte während der Corona-Pandemie mit scharfer Kritik gegen die staatlichen Schutzmaßnahmen auf sich aufmerksam gemacht. Umstritten ist sie auch aufgrund ihrer Äußerungen zum Ukraine-Krieg. Seit Beginn des russischen Angriffs fordert sie sofortige Friedensverhandlungen. Kritikerinnen und Kritiker werfen ihr vor, das Verhältnis von Angreifendem und Angegriffenem dabei teilweise umzukehren. 

Die Gerichtsverhandlung am 24. April zog Dutzende Unterstützer und Unterstützerinnen der Autorin an. Sie forderten auf Transparenten Wissenschaftsfreiheit. Das Urteil wurde von ihnen bei einer Versammlung vor dem Gerichtsgebäude scharf kritisiert. In Wahrheit wolle der Staat hier eine unbequeme Kritikerin mundtot machen, hieß es.

dpa/cva