Ein Stempel liegt mit der Beschriftung "Kopie" auf einer weißen Unterlage. Dort ist das Wort "Plagiat" gestempelt.
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Wissenschaftliches Fehlverhalten
Plagiatsverdacht an der Universität Leipzig

Mehrere Doktorarbeiten am Institut für Theoretische Physik werden geprüft. Es soll in allen Fällen derselbe Doktorvater involviert gewesen sein.

11.01.2024

Die Universität Leipzig prüft derzeit mehrere Doktorarbeiten von Promovenden des Instituts für Theoretische Physik aufgrund eines Plagiatsverdachts. "Wir können bestätigen, dass fünf Verdachtsanzeigen zu Dissertationen aus der Fakultät für Physik und Geowissenschaften vorliegen", teilte die Universität am Mittwoch in Leipzig mit. Die Ständige Kommission der Universität prüfe derzeit, ob die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis eingehalten wurden. Die ersten Hinweise hätten die Universität im Mai 2023 erreicht. Zuvor hatte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet. 

Recherchen von MDR-Investigativ und der Online-Plattform "ans Tageslicht.de" zufolge sollen mehrere Promovenden umfangreich Texte aus gemeinschaftlich mit anderen Wissenschaftlern verfassten Artikeln übernommen haben – ohne dies kenntlich zu machen. Die Artikel, an denen auch zahlreiche namhafte Professoren beteiligt sind, waren dem MDR zufolge zuvor in renommierten amerikanischen Fachzeitschriften erschienen. 

In einem besonders schweren Fall soll ein Promovend einen 48-seitigen, gemeinsam mit mehreren Autoren verfassten Artikel vollständig in seine Doktorarbeit kopiert und als seine alleinige Leistung ausgegeben haben. 

Arbeits-, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen möglich

Den Recherchen zufolge sei bei allen Fällen seit dem Jahr 2019 immer derselbe Doktorvater involviert gewesen. Der Professor sei auch unter den Co-Autoren der Artikel, aus denen kopiert wurde, zu finden. Auch der Plagiatssucher Martin Heidingsfelder habe die fünf betroffenen Arbeiten untersucht und als Plagiate eingestuft. Den Angaben zufolge prüft die Universität, ob ein ganzes System dahinterstecke. Sollte die Ständige Kommission den Verdacht bestätigen, seien arbeits-, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen möglich.

Was ist gute wissenschaftliche Praxis? 

Wie stellen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Veröffentlichung auf ein solides ethisches und rechtliches Fundament? Um Orientierung zu geben, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft bereits 1998 die Denkschrift zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis erstellt. Die Möglichkeiten zum Plagiieren sind seither immer größer geworden. Durch das geschickte Kombinieren von beispielsweise KI-gestützten Übersetzungswerkzeugen mit Rewriting-Tools entstehen quasi auf "Knopfdruck" vermeintlich neue Texte. Das fordert durchdachte Antworten. 

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dpa/cva