Ein älterer Mann und eine jüngere Frau stehen an einer Wand mit Notizzetteln. Er nimmt einen Zettel von der Wand.
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Dänemark
Initiative gegen die Aneignung von fremder Forschung

In Dänemark hat eine Doktorandin Reformforderungen angestoßen, die die ganze dänische Forschungswelt betreffen. Es geht um Konkurrenzdruck.

06.07.2022

Eine dänische Doktorandin hat zusammen mit der dänischen Doktorandenvereinigung (PAND) eine Initiative gegen die unberechtigte Aneignung von Forschungsergebnissen gestartet. Sie trägt den Titel "#pleasedontstealmywork" und hat Erfahrungsberichte von betroffenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gesammelt, wie verschiedene nationale und internationale Medien berichten. Einige der renommiertesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landes unterstützten nun die von der Initiative angeregten Reformforderungen.

Motiviert durch eigene Erfahrungen habe Maria Toft, Doktorandin der Universität Kopenhagen, die Initiative gestartet, wie die Zeitschrift "University Post" der Universität Kopenhagen berichtet. Inzwischen hat sie 120 anonymisierte Erfahrungsberichte über unrechtmäßig übernommene Erstautorenpositionen, Plagiate durch Promotionsbetreuerinnen und -betreuer sowie ungerechtfertigt eingeforderte Mitautorschaften gesammelt und veröffentlicht.

Laut Toft, die mit dem Onlinemagazin "Times Higher Education" sprach, sei das Phänomen kein Einzelfall und geschehe nicht, weil fortgeschrittenere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler böswillig handelten. Sie sehe in den Erfahrungen eher die Folgen einer Konkurrenzkultur, innerhalb derer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gezwungen werden, soviel wie möglich zu publizieren, ungeachtet der Qualität der Veröffentlichungen.

Inzwischen hat die Initiative Unterschriften von mehr als 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an dänischen Hochschulen gesammelt. Auch bei älteren Forschenden hat sie Anklang gefunden, die vor allem den herrschenden Publikationsdruck kritisieren. Die Unterzeichner fordern, dass eine nationale Kommission die stark hierarchisch ausgelegte dänische Wissenschaft reformiere, in der die Förderung auf Publikationszahlen basiere und die Zeit zu forschen immer geringer werde. Auch in Deutschland gibt es Kritik am Wissenschafts- und Publikationssystem etwa durch ein Positionspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft von vergangenem Mai oder einzelne Bemühungen, den Umfang wissenschaftlichen Fehlverhaltens zu ermitteln. 

cpy