Manja Schreiner während einer Fragestunde in der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses Fragen von Abgeordneten.
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Wissenschaftliches Fehlverhalten
Plagiate in Doktorarbeit von Manja Schreiner gefunden

In einer Arbeit der Berliner Verkehrssenatorin sind Plagiatsprüfer des Portals VroniPlag fündig geworden. Eine Analyse der Universität Rostock läuft.

06.09.2023

Die Doktorarbeit von Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) soll nach Angaben von Plagiatsjägern viele Stellen enthalten, die zu beanstanden sind. Auf 118 von 169 untersuchten Seiten seien Fundstellen von Plagiaten dokumentiert worden, hieß es am Dienstag auf dem Portal VroniPlag Wiki, für das ehrenamtliche Fachleute Dissertationen analysieren. Dies entspreche einem Anteil von 69,8 Prozent aller Seiten.

Ausgehend von diesen Feststellungen lasse sich konservativ schätzen, dass rund 19 Prozent des Textes im Hauptteil der Arbeit Plagiate seien. Darunter versteht man Übernahmen von anderen Texten, die unsauber oder gar nicht gekennzeichnet sind. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet.

Schreiner führt ihren Titel nicht mehr

Schreiner ist Juristin und gehört dem schwarz-roten Berliner Senat seit Ende April an. Anfang August hatte sie mitgeteilt, dass sie ihre Doktorarbeit aus dem Jahr 2007 von der Universität Rostock überprüfen lassen wolle. Zuvor hatte es Berichte über Unregelmäßigkeiten in der Dissertation zum Thema "Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht" gegeben. Die Universität hatte kurz darauf mitgeteilt, dass die Überprüfung wohl bis Frühjahr 2024 dauern werde.

Die Sprecherin des Berliner Senats, Christine Richter, verwies am Dienstag auf Anfrage von Journalisten auf diese Untersuchung. "Wir werden diese Prüfung abwarten." Bis dahin will Manja Schreiner ihren Doktortitel nicht mehr führen.

Öffentlich geworden war der Fall im August durch einen Fachartikel in der "Neuen Juristischen Wochenschrift". Dort hat der Frankfurter Rechtsprofessor Roland Schimmel über sogenannte "Bauernopfer" in akademischen Arbeiten berichtet und in diesem Zuge Schreiners Arbeit als Beispiel genannt. Unter dem Begriff verstehen Plagiatsjäger unsauber markierte Textübernahmen aus anderen Arbeiten.

Plagiatsjäger finden in Schreiners Arbeit viele "Bauernopfer"

Auch nach Einschätzung von VroniPlag Wiki sind die meisten der mutmaßlichen Plagiate in Schreiners Doktorarbeit der Kategorie "Bauernopfer" zuzuordnen. "Das heißt, die Quelle der Übernahme ist genannt, jedoch der Umfang und ggf. der wörtliche Charakter der Übernahme ist nicht gekennzeichnet", so die Erläuterung. Bei der Mehrzahl der "Bauernopfer" seien kosmetische Veränderungen am Text vorgenommen worden.

"Es gibt jedoch auch (zumeist kürzere) Passagen, die ohne Verweis auf die Quelle übernommen wurden", so das Portal weiter. Zudem soll Schreiner nach Feststellung der Plagiatsjäger mehrfach gleich seitenweise Texte aus anderen Quellen wörtlich oder leicht umformuliert übernommen haben, ohne sie korrekt zu kennzeichnen.

dpa