Ein Foto von Manja Schreiner, die vor einer blauen Wand stehend in eine Mikrofon spricht
picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Dissertation
Uni Rostock prüft Plagiatsvorwürfe gegen Berlins Verkehrssenatorin

Die Universität Rostock erwartet ein Ergebnis im Frühjahr 2024. Manja Schreiner hatte ihre Alma Mater um die Überprüfung ihrer Doktorarbeit gebeten.

23.08.2023

Die Überprüfung der Doktorarbeit von Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) dauert voraussichtlich bis zum kommenden Jahr. Nach den Plagiatsvorwürfen gegen Schreiner prüfe die Universität Rostock die Doktorarbeit und gehe dem Täuschungsvorwurf nach, teilte die Hochschule der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit.

Bis die Vorwürfe ausgeräumt seien, würde Schreiner ihren Titel nicht mehr führen, sagte ihre Sprecherin gegenüber dem RBB

Werden Doktorandinnen und Doktoranden zu "zeitsparendem" Arbeiten ermutigt?

Vorausgegangen waren Berichte über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten in Schreiners Doktorarbeit mit dem Titel "Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht" aus dem Jahr 2007. Ehrenamtliche der VroniPlag Wiki-Plattform identifizierten Dutzende potenziell beanstandenswerte Textstellen. Die Untersuchung sei jedoch noch nicht abgeschlossen, so Martin Heidingsfelder, Gründer von VroniPlag Wiki, gegenüber dem RBB.

Öffentlich geworden war der Fall laut "Bild am Sonntag" durch einen Fachartikel in der "Neuen juristischen Wochenschrift". Dort hat der Frankfurter Rechtsprofessor Roland Schimmel über sogenannte "Bauernopfer" in akademischen Arbeiten berichtet und in diesem Zuge Schreiners Arbeit als Beispiel genannt. Unter dem Begriff verstehen Plagiatsjäger unsauber markierte Textübernahmen aus anderen Arbeiten.

"[D]a drücken manche Fachbereiche lieber sämtliche Augen zu" Professor Roland Schimmel

Dabei wird zwar eine Quelle angegenben, es bleibt aber unklar, welcher Teil des ausgewiesenen Textes aus der Literatur stammt und welcher auf die Denkleistung des Verfassers zurückzuführen ist. Laut Schimmels Fachartikel handele es sich dabei um ein weit verbreitetes Phänomen in der Rechtswissenschaft.  "Aber da drücken manche Fachbereiche lieber sämtliche Augen zu – was wiederum künftige Doktoranden schlimmstenfalls zu zeitsparender Arbeitsweise ermutigt", schreibt Professor Roland Schimmel in der "Neuen juristischen Wochenschrift" und fordert eine grundsätzliche Debatte über Plagiate in der akademischen Welt, insbesondere in der Rechtswissenschaft.

zuletzt aktualisiert am 23.08.2023 um 10.10 Uhr, zuerst veröffentlicht am 07.08.2023 um 10.13 Uhr

dpa/cle