Auf einigen Würfeln steht "Uni" und "Jobs" als Buchstaben und es sitzen kleine männliche und weibliche Plastikfiguren darauf.
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Frauen an der Uni-Spitze
Zunehmend leiten Frauen staatliche Hochschulen

Aktuell haben 42 Prozent der Universitäten in Deutschland eine weibliche Leitung. Das zeigt die Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung.

15.05.2024

Am häufigsten stammten Führungskräfte aus dem Westen oder Süden Deutschlands. Nur ein geringer Anteil sei im Ausland geboren worden. Dies zeigt die jährliche Auswertung "Hochschulleitungen in Deutschland" des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die auch einen Vergleich der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre beinhaltet. 

An staatlichen Universitäten am meisten weibliche Führungskräfte 

Rund ein Drittel der Leitungen staatlicher Hochschulen in Deutschland sei weiblich. Im Dezember 2023 habe die Frauenquote bei 32 Prozent gelegen, wobei die Universitäten klar vorne gelegen hätten. 

Sowohl bei den staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) als auch bei den staatlichen Universitäten sei die Frauenquote gestiegen. Jede vierte HAW habe eine weibliche Führungskraft, an den Universitäten seien es 42 Prozent. Damit sei die Zahl der Präsidentinnen und Rektorinnen an Universitäten im Vergleich zur ersten Auswertung des CHE im Jahr 2018 um 17 Prozentpunkte angestiegen.

"Der Trend, dass immer mehr Frauen in die Hochschulleitungen kommen, hält an. Gerade an Universitäten ist die Entwicklung beeindruckend: Inzwischen sind dort fast die Hälfte der Führungsposition weiblich besetzt", so die Autorin Isabel Roessler. Doch die Diversität der Lebensläufe habe laut Roessler weiterhin Luft nach oben. Während das Bild der Studierenden immer vielfältiger werde, herrsche noch keine ähnliche Angleichung bei den Leitungen. 

"Der Trend, dass immer mehr Frauen in die Hochschulleitungen kommen, hält an."
Isabel Roessler, Senior Projektmanagerin und Autorin der Studie

Hochschulleitungen im Vergleich älter und wenig divers 

Das Durchschnittsalter deutscher Hochschulleitungen liegt laut CHE-Auswertung aktuell bei 58,2 Jahren und damit fast genau ein Jahr über dem Vergleich der letzten Erhebung vom Dezember 2022. Nur 15 Führungskräfte seien jünger als 50 Jahre. Mehr als die Hälfte der aktuellen Hochschulleitungen seien bereits fünf Jahre oder länger im Amt. 2023 habe es an 26 staatlichen Hochschulen einen Führungswechsel an der Spitze gegeben. Drei Hochschulleitungen seien bereits seit über 20 Jahren im Amt. 

Hochschulleitungen mit ausländischer Herkunft seien in Deutschland weiterhin selten anzutreffen. Die aktuelle Auswertung des CHE ermittelte nur acht Personen mit einem Geburtsort außerhalb von Deutschland. Die meisten Hochschulleitungen (38 Personen) seien in Nordrhein-Westfalen geboren worden, gefolgt von Bayern mit 33 Personen. 16 staatliche Hochschulleitungen hätten ostdeutsche Wurzeln – inklusive Berlin. 

Dominierender fachlicher Hintergrund sind gemäß Studie die gesammelten MINT-Fächer (Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften) mit zusammen 44 Prozent bei den Universitäts- und sogar 55 Prozent bei den HAW-Leitungen. Weiterhin stark vertreten seien jedoch auch die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Jeweils rund ein Drittel aller Universitäts- und HAW-Leitungen hätten einen Studiengang aus diesem Fächerbereich absolviert.

Themen-Schwerpunkt "Gleichstellung" 

Leaky Pipeline, gläserne Decke, Pay Gap: Wie entwickelt sich die Gleichstellung von Frauen und anderen an der Hochschule unterrepräsentierten Gruppen? Im Themen-Schwerpunkt "Gleichstellung" finden Sie ausgewählte Beiträge zu Aspekten der Gleichstellung in der Wissenschaft.

Chancengleichheits-Monitoring: "Drop-Out" von Frauen 

Das vor wenigen Wochen erschienene "Chancengleichheits-Monitoring" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) berichtet jährlich über die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen an DFG-Projekten im Rahmen der Antragstellung, der Begutachtungen und der Gremien-Beteiligung. Der Bericht enthält unter anderem Übersichten zur Repräsentanz von Wissenschaftlerinnen auf den verschiedenen Karrierestufen im deutschen Wissenschaftssystem. 

"Der Frauenanteil beim hauptberuflich tätigen wissenschaftlichen Personal liegt bei insgesamt 42,1 Prozent und unter denjenigen, die eine Professur innehaben, bei 28 Prozent (…). Folglich verlassen Wissenschaftlerinnen – im Vergleich zu Wissenschaftlern – immer noch überproportional häufig vor Erreichen der Professur das Wissenschaftssystem ("Drop-Out")", beschreibt das Monitoring die Karriereentwicklung von Frauen an deutschen Hochschulen. 

Dieser "Drop out" vor der Professur sei im Fachgebiet Medizin am höchsten, in der Physik am niedrigsten. Der höchste Frauenanteil in der Professorenschaft finde sich mit knapp 40 Prozent in den Geisteswissenschaften. "Insgesamt ist der Anteil von Wissenschaftlerinnen von 2021 auf 2022 um 0,7 Prozentpunkte und der Anteil von Professorinnen um 0,8 Prozentpunkte gestiegen", fasst das Chancengleichheits-Monitoring Tendenzen zusammen. Laut eigener Berechnungen auf Basis von Daten des statistischen Bundesamts seien im Jahr 2022 insgesamt 7.446 Professorinnen und 18.906 Professoren an Universitäten in Deutschland beschäftigt gewesen.

cva