Alexander bei einer Feier für ihn in seinem Heimatort Künzelsau.
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Weltraumforschung
Künzelsau feiert Astronauten Alexander Gerst

"Astro-Alex" war zu Gast in seiner Heimatstadt Künzelsau. Der Geophysiker betonte erneut, wie einzigartig der Planet Erde sei – und wie gefährdet.

18.05.2019

Seine Heimatstadt Künzelsau hat Alexander Gerst am Samstagnachmittag mit einem Empfang gefeiert. Trotz Regens hatten sich dort hunderte Menschen versammelt. Zu den Gästen gehörten auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und der Chef der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), Johann-Dietrich Wörner. Im Vorfeld waren laut Medienberichten bis zu 10.000 Menschen erwartet worden.

Astronaut Alexander Gerst betonte auch an diesem Wochenende seine Bewunderung für die Erde. "Es ist uns vielleicht gar nicht ganz klar, was für ein wertvolles Luxusgut das ist: Dass wir im dunklen Kosmos so einen schönen blauen Planeten haben, auf dem wir einfach sein können", sagte der 43-Jährige.

"Wir haben keinen Planeten B." Alexander Gerst

Gerst mahnte, dass es zur Erde keine Alternative gebe. Dessen müsse sich auch jeder bewusst sein, der glaube, eines Tages könne er auf den Mars auswandern: "Letztendlich müssen wir da in Blechdosen leben. Hier haben wir einen Planeten, auf dem wir auf der Oberfläche frei rumlaufen können." Man könne zwar im Weltraum leben, aber man habe nur diese eine kleine Heimat im Universum. "Wir haben keinen Planeten B", sagte Gerst.

Mit seinem Team wolle er seine Erkenntnisse als Forscher an die Menschen weitergeben. "Wir versuchen diese Perspektive, die wir da oben haben, [...] zurückzubringen auf die Erde, damit Menschen verstehen, dass es wichtig ist, [den Planeten Erde] zu schützen, dass er fragil ist", sagte er im Interview mit dem "SWR". Auch müssten natürlich weiter Explorationen betrieben werden, auch "nach außen" über Mond und Mars. "Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig", so Gerst. Es gebe nicht nur "neue Dinge zu entdecken", sondern auch Gefahren für das Leben auf der Erde, etwa durch Asteroiden oder Sonnenstürme.

Nachwachsende Generationen für Raumfahrt begeistern

Gerst betonte, wie wichtig es ihm sei, seine Faszination an die nächste Generation weiterzugeben. "Aber eben nicht dadurch, dass ich hier stehe wie ein Superstar." Sein Ziel sei dann erreicht, "wenn die Jungs und Mädels, die da vorne stehen, [...] denken: 'Wenn der das kann, dann kann ich das schon lang!'", erklärte der studierte Geophysiker. Manch kleiner Gast hatte sich am Samstag selbst als Raumfahrer verkleidet.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zweifelte nicht an der Strahlkraft des Astronauten, der nach zwei Missionen 2014 und 2018 der Deutsche mit der längsten Weltraumpraxis ist: "Ich bin überzeugt, dass ganz viele junge Leute sich für das Thema interessieren werden. Das war so, als Boris Becker Wimbledon gewonnen hat. Das ist so nach einer solchen erfolgreiche Raumfahrtmission."

Alexander Gerst habe über Twitter und Facebook für ein Millionenpublikum berichtet, "auch über die Klimaschäden, die er gesehen hat, über die Dürre in Europa. Das war ein ganz eindrucksvolles Foto." Mit Technik habe man eben nicht nur dazu beigetragen, dass in der Welt auch schlimme Dinge geschehen seien, so Altmaier. Mit Technik könne man auch dazu beitragen, "dass Schäden behoben werden können."

Spatenstich für neue Sternwarte

Vor der Feier im Stadtzentrum war Gerst laut Medienberichten noch beim Spatenstich für eine neue Sternwarte, die im Solarpark von Schloss Stetten in Künzelsau gebaut wird. Die "ESA-Astronaut Alexander Gerst Sternwarte" ist nach dem Geophysiker benannt und soll in 16 Monaten fertiggestellt sein.

Die Stadt sieht darin laut Bericht des "Spiegels" die Chance, junge Leute für Biologie, Chemie und technische Fächer zu begeistern. Die Popularität Gersts habe bereits Professoren wie Studierende an die Reinhold-Würth-Hochschule gelockt, einen Campus der Hochschule Heilbronn.

Im Dezember 2018 war Gerst von seiner inzwischen zweiten Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS) zurückgekommen. Nicht nur in seiner Heimatstadt in Baden-Württemberg ist die Bewunderung für die Arbeit und das Engagement des Geophysikers groß.


Gefragter Experte: Alexander Gerst im Wirtschaftsausschuss

aktualisiert: 18.5.19, 20:25 Uhr, veröffentlicht: 18.5.19, 16.25 Uhr

kas/dpa