Nahaufnahme einer Benin-Bronze, die Deutschland im Dezember 2022 an Nigeria zurückgegeben hat.
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Kunstwerke
Metall vieler Benin-Bronzen stammt aus dem Rheinland

Forschende haben das Material sogenannter Benin-Bronzen untersucht. Das Metall gelangte offenbar als Manillen über Handelswege nach Afrika.

05.04.2023

Das Material für viele Benin-Bronzen stammt aus dem Rheinland zwischen Köln und Aachen. Das hat eine Untersuchung von Bleiisotopen in Manillen ergeben – Armreife aus Messing –, von denen viele früher für die Herstellung der Benin-Bronzen eingeschmolzen wurden. Ein Vertrag der deutschen Kaufmannsfamilie Fugger mit dem portugiesischen König aus dem Jahr 1548 über die Lieferung von Manillen macht die Analyseergebnisse plausibel. Die Studie einer Forschungsgruppe um Dr. Tobias Skowronek von der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum ist in der Fachzeitschrift "Plos One" erschienen.

Das genutzte Messing wurde demnach im Rheinland produziert. "Die rheinischen Manillen wurden dann über 6.300 Kilometer nach Benin transportiert", sagte Skowronek laut Mitteilung des Journals.

Bekannt war bisher, dass die sehr gleichförmigen Bleiisotopen-Verhältnisse in vielen der Benin-Bronzen auf eine Hauptmaterialquelle hindeuten. Auch die Verwendung von Manillen, die in Westafrika als Zahlungsmittel gebräuchlich waren, für die Kunstwerke aus Metall aus dem Königreich Benin, war geklärt.

Für die Untersuchung mit einer speziellen Massenspektrometrie standen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern 67 Manillen, die auf das 16. bis 19. Jahrhundert datiert wurden, aus fünf Schiffwracks zur Verfügung. Die Wracks lagen in afrikanischen, europäischen und amerikanischen Gewässern des Atlantiks. Weitere Manillen stammten aus Schweden, Ghana und Sierra Leone. Die Forschenden untersuchten zum einen drei verschiedene Bleiisotopen-Verhältnisse, zum anderen den Anteil von Spurenelementen, wie Antimon, Nickel, Arsen und Eisen.

Bleibhaltiges Messing aus dem Rheinland im Handel mit Afrika

Trotz der Bezeichnung "Benin-Bronzen" bestehen die meisten der antiken Kunstwerke aus Messing, das vor allem Kupfer und Zink oft aber auch Blei, Zinn und weitere Elemente enthält.

Die Untersuchung ergab, dass das Zink im Messing für die älteren Manillen hauptsächlich aus dem Rheinland stammt. Die unterschiedlichen Anteile der Spurenelemente deuten darauf hin, dass das verwendete Kupfer aus verschiedenen Quellen kam, etwa aus Mansfeld am Harz (Sachsen-Anhalt), aus Banská Bystrica in der Slowakei und womöglich aus Skandinavien.

Da Manillen im europäischen Handel keine Rolle spielten, wurden Manillen in Europa fast ausschließlich für den Handel mit Afrika hergestellt. Vom 15. Jahrhundert an waren es vor allem Portugiesen, die mit westafrikanischen Völkern Handel betrieben, später kamen anderen Kolonialmächte hinzu.

Historischen Quellen zufolge waren afrikanische Händler sehr wählerisch, was die Qualität der Manillen anging. Dass sie Messing aus dem Rheinland bevorzugten, könnte an dem relativ hohen Bleigehalt (bis zu 14 Prozent des Gewichts) gelegen haben. "Blei in Messing führt zu einer leicht fließenden Legierung und verringert die Porosität, wodurch die Legierung besser zum Gießen geeignet ist", schreiben die Studienautoren. Skowronek hält es aus statistischen Gründen für sehr wahrscheinlich, dass auch die Benin-Bronzen in deutschen Sammlungen Messing aus dem Rheinland enthalten.

dpa/ckr