Mehrere Elektrobusse stehen auf einem Platz in Nairobi, Kenia
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Umwelt
Wie afrikanische Staaten gegen Luftverschmutzung kämpfen

Mit Elektromotorrädern, Elektrobussen und Zügen wollen Großstädte in Afrika für sauberere Luft sorgen. Der Weg dahin ist weit.

02.09.2023

In Afrikas Städten sind giftige Abgase ein großes Problem. Die UN bezeichneten die Luftverschmutzung in den Metropolen des Kontinents unlängst als "unsichtbare Gefahr". Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in Zusammenhang mit Luftverschmutzung könnte laut eines Berichts des UN-Umweltprogramm UNEP in Afrika bis 2063 auf 1,6 Millionen pro Jahr steigen.

Neben Asien wachsen in keinem anderen Teil der Welt die Städte so schnell wie in Afrika. Hinzu kommt, das Afrika der Kontinent mit dem höchsten Bevölkerungswachstum überhaupt ist. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden in Afrika bis 2050 knapp eine Milliarde Menschen in die Städte ziehen. Damit wird auch der Verkehr zunehmen – und mit ihm die Luftverschmutzung.

Motorradtaxen tragen besonders zur Luftverschmutzung bei

Ngongang Wandji Danube, Experte für Luftqualitätsmanagement am Stockholm Environment Institute Africa (SEI Africa) in Nairobi, sieht vor dem Internationalen Tag der sauberen Luft am 7. September mit Sorge auf diese Entwicklung: "Der Verkehr ist einer der wichtigsten Gründe für die hohe Luftverschmutzung in den afrikanischen Städten." 

Insgesamt geht auf dem Kontinent – insbesondere in den ländlichen Gebieten – noch immer die größte Gefahr von Luftverschmutzung in Innenräumen aus, da viele Haushalte noch an offenen Feuerstellen kochen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge gingen die Todeszahlen durch Luftverschmutzung in Innenräumen jedoch zurück, weil immer mehr Menschen Gaskocher nutzten.

Die Gefahr durch die Luftverschmutzung durch Verkehrsemissionen nimmt dagegen stetig zu. Sogenannte Motorradtaxen haben daran einen entscheidenden Anteil. Expertinnen und Experten prognostizieren, dass sich die Zahl der Motorradtaxis in Kenias Hauptstadt Nairobi bis 2030 auf rund fünf Millionen mehr als verdreifachen wird. In Kigali dürfte sich die Zahl laut ihnen ebenfalls verdreifachen.

Öffentliche Verkehrsmittel sind für Frauen oft unsicher

Aus diesem Grund will Ruanda bis 2030 laut dem UN-Entwicklungsprogramm knapp ein Drittel seiner Motorräder elektrifizieren. Damit soll nicht nur die Luft reiner werden, sondern auch die Treibhausgasemissionen sinken. Das Problem löse sich dadurch allein jedoch nicht, glaubt Carol Mungo, Energie- und Klimaexpertin beim SEI Africa: "Leider ist das öffentliche Verkehrssystem in Afrika noch nicht sehr fortschrittlich, so dass sich die meisten Menschen, die es sich leisten können, zwangsläufig für ein eigenes Auto entscheiden."

Außerdem seien Busse ein Paradies für Diebe und für Frauen nicht immer ein sicheres Verkehrsmittel. In den meisten afrikanischen Metropolen sind Nahverkehrszüge nicht existent. Die Buslinien fahren häufig nicht nach einem festgelegten Fahrplan. Dabei ist auch Mungo überzeugt, dass ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr mit Bussen und Bahnen die klima- und umweltfreundlichste Lösung wäre.

Wie es funktionieren könnte, zeigt in Ansätzen Tansanias größte Stadt Daressalam. Dort gibt es seit einigen Jahren mit einem Schnellbusnetz eines der besten öffentlichen Verkehrsnetze in Subsahara-Afrika. Die Busse umgehen mit eigenen Fahrspuren den Stau der Stadt und sind so viel zuverlässiger. Das Modell gilt als Vorbild für viele Städte in Afrika. Der Preis ist jedoch hoch: Bisher kostete der Ausbau des ÖPNV rund 350 Millionen US-Dollar (321 Millionen Euro).