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Psychologie
Warum Gebote mehr bringen als Verbote

Roland Pfister erforscht, wann Menschen Regeln brechen. Für seine Erkenntnisse erhält der Würzburger Psychologe gleich zwei Preise.

23.10.2020

Die Wahrscheinlichkeit für einen Regelbruch ist bei einem Gebot niedriger als bei einem Verbot. Zu diesem Schluss kommt der Würzburger Psychologe Dr. Roland Pfister auf Grundlage seiner Studien zu Regelbrüchen, die laut seinen Angaben in dieser Form neu sind. "Im Falle von Geboten zögern Regelbrecher üblicherweise kurz vor einer Regelübertretung und zeigen auch während ihres Verhaltens größere Unsicherheit", erklärt Pfister gegenüber "Forschung & Lehre". Beim Verstoß gegen Verbote sei die Unsicherheit deutlich geringer.

Die Unterschiede im Befolgen von Geboten und Verboten sei mit der Funktionsweise des menschlichen Gehirns erklärbar. Pfister nennt das Beispiel, sich einen Elefanten "nicht" vorzustellen – schon sei er da.  Seine Erkenntnisse könnten einer effektiveren Umsetzung von öffentlichen Vorschriften und Gesetzen dienen, sagt Pfister.  Im Alltag würden wir mit Aufforderungen wie 'Nicht rauchen!' oder 'Keine Fahrräder abstellen!' sehr vielen Verboten begegnen. "Hier ist noch viel Potential für Verbesserungen", sagt der Wissenschaftler. Auch kulturelle und religiöse Regeln seien oft Verbote, darunter auch die Zehn "Gebote" im Christentum.

Menschliche Psyche: Regeln geben Orientierung

Insgesamt zeigten seine Experimente, dass Menschen Regeln grundsätzlich ungern brechen. "Regeln und Regelmäßigkeiten sind sehr wichtig für unser Gehirn", sagt Pfister. Ohne Regeln würde die Welt völlig chaotisch erscheinen. Menschen suchen daher nach Strukturen, an die sie sich halten können."

Pfister forscht seit 2012 an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg zum Thema "Regeln und Verhalten". Dafür erhält der 34-jährige Forscher im November einen der "Early Career Awards 2020" der US-amerikanischen Psychonomic Society. Im kommenden Jahr soll er außerdem in Lille (Frankreich) mit dem Paul Bertelson Award der European Society for Cognitive Psychology (ESCoP) ausgezeichnet werden.

kas