Gebäude des IMWS in Halle, ein moderner Erweiterungsbau des Fraunhofer-Kompetenz-Zentrums für angewandte Elektronenmikroskopie und Mikrostrukturdiagnostik
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / Hendrik Schmidt

Cyberattacke
Hackerangriff auf Fraunhofer-Institut in Halle

Beim Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur in Halle haben Hacker teils empfindliche Daten abgeschöpft. Lösegeld wollte das Institut nicht zahlen.

04.05.2022

Das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS) in Halle ist gehackt geworden. Alle Systeme vor Ort seien umgehend vorsorglich vom Netz genommen und heruntergefahren worden, teilte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) am Mittwoch mit. "Es handelt sich nach derzeitigen Erkenntnissen um einen lokalen Vorfall, der allein das Fraunhofer IMWS betrifft." Zunächst hatte der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet.

Das Institut hat nach LKA-Angaben bereits umfassend reagiert und Vorkehrungen zur maximalen Schadensbegrenzung getroffen. Die Lage sei unter Kontrolle. "Es wurden nach aktuellem Kenntnisstand sowohl Daten entwendet als auch Daten verschlüsselt." Eine genaue Schadensgröße lasse sich aber aktuell noch nicht bestimmen.

Forschungsdaten zum Kauf im Darknet angeboten

Die Daten sind laut LKA zum Verkauf angeboten worden. Einem "Watson"-Bericht zufolge verlangten die Täter auf einer Darknetplattform für 320 Gigabyte Daten etwa 2,2 Millionen US-Dollar.

Mit der Cyberattacke sei eine "erpresserseitige Lösegeldforderung" einhergegangen, teilte das LKA mit. Der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft habe eine solche Zahlung jedoch abgelehnt.

Wann der Cyberangriff stattfand, ließ der LKA-Sprecher offen. Auch über die mögliche Täterschaft wollte der Sprecher nicht spekulieren. Er mahnte jedoch an, dass in Sachsen-Anhalt mittlerweile jedes dritte Unternehmen von Cyberkriminalität betroffen sei.

Industrielle Materialforschung betroffen

Die Fraunhofer-Institute bieten nach eigenen Angaben Forschungsdienstleistungen an. Sie arbeiten für Auftraggeber aus Wirtschaft und öffentlicher Hand. Das IMWS in Halle ist methodisch auf die Fachdisziplinen Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ausgerichtet. Es gilt als Ansprechpartner für die Industrie und öffentliche Auftraggeber für alle Fragestellungen, die die Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen betreffen.

Die Arbeiten des Fraunhofer IMWS zielen darauf ab, Fehler und Schwachstellen in Werkstoffen, Bauteilen und Systemen auf der Mikro- und Nanoskala zu identifizieren, deren Ursachen aufzuklären und darauf aufbauend Lösungen für die Kunden anzubieten.

dpa