Türkei
Drei Dekane an Istanbuler Universität entlassen
Der Hochschulrat der Türkei, Yükseköǧretim Kurulu (YÖK), hat am 19. Januar drei Dekanen der Bosporus-Universität (Boǧaziçi Universitesi) in Istanbul gekündigt: Übersetzungsforscherin Professorin Özlem Berk Albachten, Wirtschaftswissenschaftler Professor Metin Ercan und Linguistin Professorin Yasemin Bayyurt.
Die Entlassungen stünden laut "Times Higher Education" (THE) im Kontext der Proteste um die Ernennung von Melih Bulu zum Rektor der Universität im Januar 2021. Studierende und Lehrende hatten gegen diese Ernennung monatelang protestiert. Mehr als 600 Demonstranten wurden demnach seither verhaftet, manche zu Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren verurteilt. Bulu wurde im Juli vergangenen Jahres als Rektor wieder entlassen, sein vorheriger Stellvertreter Professor Mehmet Naci Inci wurde zum neuen Rektor ernannt. Medienberichten zufolge lehnt die Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität den Physikprofessor als Rektor ab, auch gegen seine Ernennung gab es Proteste von Studierenden.
Dass nun drei Dekane entlassen wurden, laut "THE", weil man ihnen vorwirft, sie haben Bulu-kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt, lässt kritische Stimmen neue Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit vermuten. Einige im Ausland tätige Forschende haben gegenüber "THE" ihre Sorge ausgedrückt, dass selbst vorsichtige politische Opposition an den Universitäten nicht toleriert würde.
Die Kündigungen würden dem neuen Präsidenten Naci Inci der Universität erlauben, die Stellen mit Getreuen zu besetzen und kritischere Hochschulangehörige abzudrängen. Die Universität könnte so ihren Status als exzellente Hochschule einbüßen und eine weitere Institution werden, an der Angst und Selbstzensur herrschen, wie "THE" eine Politikwissenschaftlerin der Bosporus-Universität zitiert.
cpy