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Wissenschaft
Protest gegen Hochschulreform in Bayern wächst

In bayerischen Städten haben Wissenschaftsvertreter gegen geplante Änderungen im Hochschulgesetz protestiert. Die sollen das Unternehmertum stärken.

02.12.2020

In mehreren bayerischen Städten haben Wissenschaftsvertreterinnen und Wissenschaftsvertreter gegen die geplante Hochschulreform in ihrem Bundesland protestiert. Diese soll den Hochschulen mehr Autonomie verschaffen und gleichzeitig das Unternehmertum stärken. Diese Änderungen würden vor allem die anwendungsorientierte Forschung stärken, die sich in wirtschaftlichen Gewinn übersetzen lasse. Das würde die Geistes- und Sozialwissenschaften gegenüber anderen Fachbereichen benachteiligen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" über die Kritik der Beteiligten.

Aufgerufen hatte zu den Kundgebungen in Augsburg, München und Nürnberg die neu gegründete "Initiative Geistes- und Sozialwissenschaften" (GuS). 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien laut Berichterstattung zusammengekommen.

Die erwartete zunehmende Abhängigkeit von Drittmitteln würde außerdem dafür sorgen, dass die Universitäten nicht freier würden, sondern genau das Gegenteil geschehe. In der Sendung "Campus & Karriere" mahnt ein Studierendenvertreter, dass die Reform für ihn ein Zeichen dafür sei, dass die Universitäten alleine für den Arbeitsmarkt vorbereiten sollten. Das könne jedoch auch eine Ausbildung. Die Universitäten müssten mehr sein als das.

Hochschulreform: Wissenschaft fordert stärkere Einbindung

Für Kritik sorgt außerdem das Vorgehen der bayerischen Regierung. Diese habe die Wissenschaft nicht ausreichend in ihre Pläne einbezogen. Manch einer, darunter auch der Landesvorsitzende des Deutschen Hochschulverbands und Professor für Hochschulrecht in Erlangen, Max-Emmanuel Geis, vermutet, dass die Reform absichtlich in eine Zeit gelegt worden sei, in denen die Hochschulen mit der Corona-Pandemie und der Umsetzung der Hightech-Agenda mit vielen anderen Aufgaben beschäftigt seien und ein geringerer Protest zu erwarten sei. 

Die Sprecherin der bayerischen Universitäten und Augsburgs Uni-Präsidentin, Sabine Doering-Manteuffel, erwartet von der Regierung eine baldige Klärung vieler offener Fragen. Der Staatsminister für Wissenschaft und Kultur Bernd Sibler beschwichtigt: noch sei nichts in Stein gemeißelt.

Eine Online-Petition der Initiative GuS haben zum aktuellen Zeitpunkt mehr als 4.000 Menschen unterschrieben. Hinzu kommen ein offener Brief, den innerhalb von 24 Stunden 200 Professorinnen und Professoren unterzeichnet haben sollen, sowie eine Resolution von 32 Professorinnen und Professoren. Darüber hinaus arbeite die Landeskonferenz der bayerischen Studierendenvertretungen laut "Süddeutscher Zeitung" mit Vertreterinnen und Vertretern des akademischen Mittelbaus an einem kritischen Papier, das die Hochschulreform mit konstruktiven Vorschlägen in eine andere Richtung lenken soll.

kas