Säule mit kunstvollem Arabesken-Schmuck an der historischen theologischen Hochschule in Marrakesch
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Islamwissenschaften vs. DFG
Protest gegen Kandidierende für Fachkollegien

Islamwissenschaftler protestieren gegen die Auswahl für die DFG-Fachkollegienwahl. Sie warnen vor Vermischung mit der Islamischen Theologie.

22.08.2019

Rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben gegen die Zusammenstellung der Kandidierendenliste der Fächergruppe "Islamwissenschaften, Arabistik, Semitistik" für die diesjährige Fachkollegienwahl der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) protestiert. Die Auswahl der Kandidierenden sei intransparent, übergehe die Fachvertretungen und vermische Islamwissenschaften und Islamische Theologie. Das geht aus einer Stellungnahme der Sektion "Islamwissenschaften" der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) hervor.

Auf der Liste stehen demnach zwei Kandidierende, die dem Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen angehören. Die DMG erhebt in ihrer Mitteilung "entschiedenen Einspruch gegen diese fachfremden Kandidaturen", die zudem zwei der insgesamt sechs Listenplätze ausmachen. Die Islamische Theologie sei bislang kein Teil der betroffenen Fächergruppe 106-4 und inhaltlich wie methodisch dort auch nicht anzusiedeln, da sie sich "fundamental von der Islamwissenschaft unterscheide".

Die DMG fordere daher die DFG auf, "sobald wie möglich" die Islamische Theologie aus dem Fachkollegium 106 herauszunehmen. Vielmehr solle die DFG für die Islamische Theologie eine eigene Fächergruppe einrichten, was auch der Position der Deutschen Gesellschaft für Islamische Theologie (DEGITS) entspreche.

Fehlende Abstimmung mit Fachvertretungen

Durch eine Verwischung der Fächergrenzen sei zukünftig eine Vermischung wissenschaftlicher Kriterien mit religionspolitischen Erwägungen bei der Beurteilung von Projektanträgen in dem Fachkollegium zu befürchten. Von der DFG erwarte die DMG, ebenso sensibel mit Änderungen der Fächerstruktur in diesem Bereich umzugehen, wie es das BMBF zuvor bei der Abschaffung der Bezeichnung "Islamische Studien" getan habe.

Die Auswahl der Kandidierenden sei zudem in hohem Maße intransparent und ohne Abstimmung mit den Fachvertretungen der Islamwissenschaften und der Islamischen Theologie verlaufen. Weder die DMG noch die DEGITS seien bei den Wahlvorschlägen involviert oder konsultiert worden. Von den drei von der DMG vorgeschlagenen Kandidierenden sei nur ein Vorschlag berücksichtigt worden. Dass die Universität Tübingen gleich zweimal unter sechs möglichen Plätzen vertreten ist, ist nach Ansicht der DMG eine Missachtung der Fachvertretungen durch die DFG.

Schon im Vorfeld hatte es Kritik an der neuen Wahlordnung der DFG gegeben. Das neue Verfahren schwäche die Fachgesellschaften und unterwerfe den Auswahlprozess den Universitätsleitungen, findet etwa der Historikerverband.

ckr