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Rezension
Aufbruch ins Eis

Die Arktisexpedition der "Polarstern" haben viele Menschen verfolgt. Diese Bücher rücken den Lesern die Polarregion erzählerisch und bildlich näher.

Von Ina Lohaus 27.02.2021

Markus Rex erinnert sich noch genau an den Anruf, als er gebeten wurde, die Leitung der Mosaic-Expedition in die Arktis zu übernehmen – "ich wusste, ich würde Ja sagen" schreibt der Atmosphärenforscher am Alfred-Wegener-Institut und an der Universität Potsdam in seinem "Logbuch", in dem er in Form von Tagebuchaufzeichnungen und ergänzenden Informationen von dieser Expedition berichtet.

Cover des Buchs "Eingefroren am Nordpol. Das Logbuch von der 'Polarstern'"
Markus Rex: Eingefroren am Nordpol. Das Logbuch von der "Polarstern". C. Bertelsmann Verlag 2020, 28,- Euro

Durch seine Schilderungen werden die Dimensionen des Mosaic-Projekts deutlich. Allein die umfassenden Vorbereitungen haben sich über Jahre erstreckt. Außerhalb des Eisbrechers "Polarstern" ist ein Forschungscamp mit Messstationen in bis zu 50 Kilometern Entfernung aufgebaut worden. Die unzähligen Messungen unter anderem an Atmosphäre, Meereis oder Ozean werden die Wissenschaft noch über Jahre beschäftigen, prognostiziert Markus Rex. Mit Hilfe kontinuierlicher ganzjähriger Messreihen das Ineinandergreifen aller Prozesse des arktischen Klimasystems zu verstehen, das bezeichnet er als die "Mission" von Mosaic. Ziel sei es gewesen, eine "robuste wissenschaftliche Basis" für zukünftige Entscheidungen zum globalen Klimaschutz zu schaffen.

Auf sehr persönliche Weise erzählt er vom Alltag vor Ort. Oft hebt er die beeindruckenden Schauspiele der Natur und den Teamgeist aller Beteiligten hervor. Abenteuer mit neugierigen Eisbären hätten so manches Mal den Forschungsalltag bestimmt. Die Eisdynamik der Scholle, an der die Polarstern festgefroren war und mit der sie rund 3.400 Kilometer im Zickzack durch die Arktis gedriftet ist, hätte es durch entstehende Risse oder aufgetürmte Presseisrücken immer wieder erforderlich gemacht, das Forschungscamp um- oder gar neu aufzubauen. Marcus Rex vergleicht die Bewältigung der Aufgaben und unvorhergesehenen Herausforderungen mit einem Marathon, was seine Begeisterung für das Mosaic-Projekt offenbar nicht geschmälert hat. Denn diese Begeisterung spricht aus jeder Seite seines "Logbuchs".


Cover des Buchs "Expedition Arktis. Die größte Forschungsreise aller Zeiten."
Esther Horvath / Sebastian Grote / Katharina Weiss-Tuider: Expedition Arktis. Die größte Forschungsreise aller Zeiten. Prestel Verlag 2020, 50,- Euro

Während im "Logbuch" die Mosaic-Expedition in erster Linie erzählerisch nähergebracht wird, bietet der Fotoband mit Aufnahmen von Esther Horvath einen starken visuellen Eindruck von der Forschungsreise. Die dokumentarische Fotografin des Alfred-Wegener-Instituts hat die Expedition begleitet. Schon bei den Vorbereitungen war sie mit ihrer Kamera dabei. Sie hat Mensch und Natur in der ständigen Dunkelheit der Polarnacht und im hellen Licht des arktischen Sommers portraitiert.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in ihrem außergewöhnlichen Alltag in Aktion zu sehen. Esther Horvath zeigt auf ihren Fotos die Weite der unberührten Natur, die bizarren Formationen aus Eis und Schnee, die verschiedenen Facetten des Wetters und des Lichts, so dass sich erahnen lässt, wie faszinierend und unwirtlich zugleich die Arktis für uns Menschen ist.

Informationen rund um die Expedition haben Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider aus der Kommunikationsabteilung des Alfred-Wegener-Instituts beigesteuert.


Cover des Buchs "Polarliebe. Leidenschaftliche Briefe und Geschichten aus dem ewigen Eis."
Sigri Sandberg / Anders Bache: Polarliebe. Leidenschaftliche Briefe und Geschichten aus dem ewigen Eis. mare Verlag 2020, 28,- Euro

Die Faszination für Polarregionen ist nicht neu. Schon Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, Robert Falcon Scott und einige andere Zeitgenossen hatte es zu den Polen der Erde getrieben. Frau und Kinder blieben zurück. Ob es ein Wiedersehen geben würde, war ungewiss.

Aus Tagebüchern, Briefen und Telegrammen haben die Autoren die Liebesgeschichten von neun bekannten und unbekannten Polarforschern und Seefahrern nachgezeichnet. Sie handeln von Abschied und Trennung, von Sehnsucht und Leidenschaft. Du hast "jeden Grund", "mich zu fragen, wie das zusammengeht, dass ich Dich so sehr liebe und dennoch von Dir fortgehen kann", schrieb Fridtjof Nansen an seine Frau Eva Sars. Damit ist Nansen nicht der einzige, der diesen Zwiespalt verspürt. Und so erzählen die Liebesgeschichten zugleich von der großen Sogwirkung, die das ewige Eis ausüben kann.