Eine Schülerin sitzt mit Kopfhörern am Laptop
mauritius images/Antonio Guillem Fernaindez

Studie
Fast jeder zweite Schüler lernt mit Youtube

Youtube wird zu einer immer beliebteren Lernplattform. Die meisten sehen dennoch einen deutlichen Vorteil im regulären Unterricht.

04.06.2019

Youtube ist für viele Kinder und Jugendliche nicht einfach nur ein Zeitvertreib - von jedem zweiten jungen Nutzer wird die Video-Plattform auch als Hilfsmittel für die Schule sehr geschätzt. Das zeigt eine repräsentative Studie im Auftrag des "Rats für Kulturelle Bildung", die am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde.

Fast die Hälfte der befragten Youtube-Nutzer zwischen 12 und 19 Jahren sagt demnach, die Videos seien wichtig oder sehr wichtig bei Themen, die in der Schule behandelt werden. Ein Großteil davon nutzt die Clips für Hausaufgaben oder um sich Dinge erklären zu lassen, die im Unterricht nicht verstanden wurden. Lernvideos lassen sich beliebig häufig zurückspulen. Die Hemmschwelle, im Unterricht Nachfragen zu stellen, sei laut Medienpädagogen deutlich höher. Dennoch sieht der Großteil der Jugendlichen genau darin einen deutlichen Vorteil des regulären Unterrichts gegenüber den Lernvideos, denn diese bieten – außer auf konkrete Nachfrage – natürlich keine individuellen Antworten.

Die Umfrage zeigt auch Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Youtube-Videos und bestimmten Hobbys und kreativen Tätigkeiten. So können die Videos das Interesse von Kindern und Jugendlichen für Musik, Film und Fotografie oder Tanzen steigern.

Unter den 12- bis 19-Jährigen sagen 86 Prozent, dass sie Youtube nutzen. Damit kommt Youtube bei der Nutzung gleich an zweiter Stelle nach WhatsApp (92 Prozent) und landet noch vor Instagram und Facebook (je 61 Prozent) oder Snapchat (46 Prozent).

Lernvideos: Politik gefordert

Die Ergebnisse der Studie haben eine Diskussion unter Bildungsexperten entfacht. Denn die Videos ziehen bei vielen Schülerinnen und Schüler die Aufmerksamkeit aus dem Unterricht auf Youtube. Die Qualität der Angebote ist oft nur schwer nachvollziehbar. Außerdem ist Youtube werbefinanziert und versucht dadurch, Nutzerinnen und Nutzer möglichst lange auf der Seite zu halten. So kommt man vom Lernstoff schnell auf zahlreiche Videos, die mit Bildung nicht viel zu tun haben.

Der Rat für Kulturelle Bildung empfiehlt daher, die "neuen Wissens- und Vermittlungsformen aufzugreifen und stärker in die eigene Regie zu nehmen". Die Politik sei aufgefordert, einen "Rahmen zur Entwicklung nicht kommerzieller Räume für Kulturpraktiken zu schaffen".

Youtuber wie Daniel Jung würden dafür gerne mit der Politik zusammenarbeiten. Jung gehört zu den beliebtesten Mathelehrern auf Youtube. In kurzen Videos versucht er die Quintessenz von oft wochenlangem Lernstoff auf den Punkt zu bringen. Als Nachhilfelehrer habe er die Erfahrung gemacht, dass Schülerinnen und Schüler oft daran scheiterten, dass sie einen essenziellen Zwischenschritt nicht verstanden hätten. Das wolle er mit seinen Videos auffangen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

dpa/ckr/kas