Schülerin mit Handy
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Digitalisierung
Frankreichs Parlament beschließt Handyverbot an Schulen

Präsident Emmanuel Macron setzt dem Texten und Surfen am Smartphone auf dem Schulgelände ein Ende. In Deutschland macht das nur Bayern.

31.07.2018

Das französische Parlament hat ein erweitertes Handyverbot in Schulen beschlossen. Das Gesetz verbiete grundsätzlich das Nutzen von Mobiltelefonen in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I, wie der Radionachrichtensender Franceinfo am Montag nach dem Votum in der Nationalversammlung berichtete. Der Schritt war eine Wahlkampfforderung des sozialliberalen Präsidenten Emmanuel Macron gewesen.

Schon jetzt dürfen französische Schüler ihre Handys während des Unterrichts nicht benutzen, und Schulen können in ihrer Hausordnung auch ein weitergehendes Verbot festlegen. Künftig wird es umgekehrt sein: Die Handynutzung ist grundsätzlich in der ganzen Schule tabu, die Hausordnung kann aber Ausnahmen gestatten.

"Es muss klare Regeln geben, aber so eine zentralstaatliche Vorgabe ist uns fremd", sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien nach dem beschlossenen Handyverbot in Frankreich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Unsere Schulen können das – eingebunden in ihr digitales Konzept – eigenverantwortlich regeln." Auch andere Bundesländer sprachen sich kurz danach gegen ein generelles Handyverbot an Hochschulen aus, darunter NRW, Berlin, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Handyverbot nicht mehr zeitgemäß

Das Thema wird auch in Deutschland immer wieder diskutiert. Die Berliner CDU hatte noch im Mai ein Handyverbot gefordert. Die Nutzung von Smartphones im Unterricht und in den Pausen lenke die Schüler zu sehr ab. Der generelle Stimmungstrend scheint in Deutschland aber in eine andere Richtung als in Frankreich zu gehen.

Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands Simone Fleischmann hält ein Handyverbot für nicht mehr zeitgemäß. Es gehöre zum Alltag von Lehrkräften wie Schulerinnen und Schülern einfach dazu.

Unter den Bundesländern verbietet bislang nur Bayern Handys auf dem Schulgelände und auch dort gibt es Kritik an der Regelung. Anfang des Jahres sprachen sich sowohl SPD als auch Grüne gegen die "veraltete Regelung" aus – die Schulstunde solle jedoch "handyfreie Zone" bleiben.

Auch an den Hochschulen lassen sich Studierende schnell einmal durch Smartphone und Laptop ablenken. Schließlich sind viele durch das digitale Mitschreiben oder das Fotografieren von Folien oft ohnehin schon an den Geräten unterwegs. Dozierende experimentieren mit Lösungen, um die Ablenkung in den Griff zu bekommen. In manchen Vorlesungen sind Laptops verboten, in anderen gibt es keine offizielle Mitschrift, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Ein Freiburger Professor versucht die Handynutzung mit einer Smartphone-Pause einzugrenzen. Alle 30 Minuten darf offiziell getippt und gesurft werden. Schon nach einer Minute seien dann wieder 90 Prozent der Geräte weggepackt, erzählt der Dozent gegenüber dem Jugendformat "bento".

zuletzt aktualisiert: 31.07.2018, 13:05 Uhr

kas/dpa